Aus dem Tagebuch des Magiers Torben ibn Abdul ibn Alhazred:

27. Travia 26 Hal
Mherwed

Nach der Begegnung mit den Ghulen bestanden unsere beiden Geweihten darauf, die leere Gruft wieder zu segnen. Leider klappte das aber irgendwie nicht. Weder Thallian, noch Firunja schienen mit ihren alveranischen Auftraggebern in Kontrakt treten zu können.

Anschließend schleppten wir uns erschöpft in den Gasthof, wo wir uns erstmal richtig ausschlafen mussten. Salix war kaum transportabel, da er trotz der Unterstützung zweier Gefährten selbst auf gerader Straße über seine eigenen Beine stolperte.


28. Travia 26 Hal
Am Morgen stellten wir fest, dass Salix es fast geschafft hatte, sich mit seiner Bettdecke zu erdrosseln. Nachdem er sich beim Frühstücken auch noch irgendwie an einem Stück Brot geschnitten und sich beim Haare kämmen fast ein Auge ausgestochen hatte, befahlen wir ihm ruhig in einer Ecke zu sitzen. Eine wahre Folter für den quirligen Gaukler.
Da unsere astralen Kräfte fast erschöpft waren, Salix aber dringend Hilfe brauchte, beschlossen wir diese an der Akademie zu suchen. Hier wurden wir jedoch wieder schroff abgewiesen.

Nun war guter Rat teuer. DeLinth und ich schlossen uns nach längerer Diskussion, bei der DeLinth mal wieder unbedingt den Herzlosen spielen musste und lauthals die Anstrengung Salix zu heilen der Mühe gegenüberstellte, einfach einen neuen Gefährten aufzutreiben, zu einem Unitatio zusammen.

Nach meiner wie immer exquisit gelungenen Odem- und Analys-Combinatio improvisierte DeLinth noch eine Mischung aus Odem und Oculus. Meiner Ansicht nach mehr durch Zufall als durch Können. Der Fluch enthüllte sich uns jedenfalls in seiner ganzen Bösartigkeit. Nie hatte ich ähnliches gesehen. Nicht nur dass er täglich stärker auf Salix einwirkte und ihn tollpatschig und ungeschickt werden ließ, er zog auch alles Unheil der Umgebung an. Gewöhnliche Antimagie kam nicht in Frage, denn der Zauber wurde unglaublicherweise von etwas geschützt, das sich schließlich als Schamscheribs Geist entpuppte, den dieser in seinen Fluch gelegt hatte. So konnte er Salix auch jede Nacht mit Alpträumen foltern.
Hm… ich hatte schon etwas Ähnliches gelesen – natürlich im LZS! Der Fluch musste eine Art „Seelenwanderung“ beinhalten, die Schamscheribs Geist aus dessen Statue im Grab auf den Ersten übertragen hatte, der die Statue berührte. Vermutlich wollte sich Schamscherib so einen neues Leben erschleichen und beabsichtigte daher Salix umzubringen, damit er nach dessen Tod seinen Körper übernehmen konnte!
Was für ein perfider Plan! Wenn ich so recht überlege, hört sich Schamscherib auch fast wie das leise rascheln von Schuppen an! Ob Schamscherib in Wirklichkeit eine Echse war?!


Nach langer Beratung mit Firunja, die sich ja im Traumwandeln auszukennen scheint, beschlossen wir zu dritt dem Magiermogul in Salix Traumwelt entgegen zu treten. Nachdem Salix abends eingeschlafen war, nahm Firunja mich und DeLinth mit in Salix’ Alptraum hinein.

Hier erschienen wir auf einer weiten grünen Ebene. In der Ferne konnten wir den 9jährigen Salix sehen, wie er vor einer Horde Schlangen davon rannte.
Wir selbst erschienen hier so, wie wir uns selbst in unseren Träumen sahen. Sehr bezeichnend war DeLinth’s fast drei Schritt hohe Gestalt, die von einer Aura aus Macht und Blitzen umgeben, einen Schritt über dem Boden hinter uns her schwebte.

Firunja war lieblich wie immer, jedoch mit Schwanenfedern im Haar und der Robe einer Hochgeweihten oder Ifirnheiligen. Was auch immer, jedenfalls war sie sehr hübsch figurbetont.

Ich selbst erschien endlich alt und würdevoll. In der Robe eines Erzmagus gekleidet.

Zuerst holten wir Salix zu uns und schützten uns mit einer Gardianum-Kuppel. Dann rief DeLinth nach dem Magiermogul. Mächtig donnerte seine Stimme über die weite Ebene. Dann schlug er mit seinem Stab auf den Boden, so dass Risse die Erde in alle Richtungen durchzogen.
Dieser Aufforderung konnte sich Schamscherib nicht entziehen. Er kam angestürmt, Flammenstrahlen und Feuerkugeln werfend.

Ein mächtiger Kampf entbrannte. Wir merkten bald, dass Astralenergie hier keine Rolle spielte. Nur der Wille und das Wissen des Träumers zählten. Kampfzauber wurden improvisiert und in kürzester Zeit gewirkt. Dann begannen wir direkt auf die Traumwelt einzuwirken. Firunja beschwor zwei Panther hinter Schamscherib, die dieser mit einem Hagel von Kugelblitzen bekämpfte. Dann rief er seinerseits die Statuen von zweien seiner Konkubinen zur Hilfe.

Salix nutzte hier sein theoretisches Wissen der Magie und begann ebenfalls zu zaubern! Sein laut gerufener Horriphobus vertrieb eine der Statuen, obwohl dieser Zauber bei Golems eigentlich gar nicht wirken dürfte. Aber wer wollte ihm auch widersprechen, immerhin war dies sein Traum.

Die andere vernichtete ich mit einem aus dem Handgelenk geschüttelten und auf Entfernung gewirkten Destructibo. Ein herrliches Gefühl, so völlig ohne Rücksicht auf die kleinliche Realität zaubern zu können.

Dann beschwor Schamscherib einen Pandämonium. DeLinth flog einfach etwas höher, Firunja breitete riesige Schwingen aus um ihm zu folgen. Außerdem erschien ein mächtiger Bogen mit Pfeilen aus Ästen und Blättern in ihrer Hand. Ich selbst kämpfte um mein Leben, bis DeLinth das Dämonengezücht verbannte.

Wütend, warf ich meinen Stab wie einen Speer mit unmenschlicher Kraft durch die Luft. Eine hässliche Spitze voller Widerhaken bildend, fuhr er tief durch Schamscheribs Leib.
Firunja winkte mit der Hand und der Stab verwandelte sich in eine Würgeschlange, die dem Magier weiter zusetzte.
Eine Geste des bedrängten ließ die Sonne sich verdunkeln und die Sterne vom Himmel fallen. Nur ein von mir beschworener Fortifex schützte uns vor dem sicheren Tod.

Nun wurde es DeLinth zu bunt. Er beschwor eine mächtige Feuerlanze, die ihm in der wirklichen Welt sicher den Arm bis zur Schulter abgesengt hätte. Unaufhaltsam brauste sie gezielt auf Schamscheribs Gesicht zu. Doch seine Augen blitzten plötzlich in dem silbernen Licht des Invercarno auf. Der Flammenschlag wechselte seine Richtung!
DeLinth konterte lässig ebenfalls mit einem Invercarno. Und wieder kehrte die Flammenflut um. Diesmal überraschte sie den Magiermogul mitten im Wort. In seinen offenen Mund hinein brannte sich das Inferno seinen Weg und lies seinen Schädel in glühende Asche explodieren. Der Magiermogul war besiegt.

Erschöpft erwachten wir in der wirklichen Welt. Salix Fluch war besiegt. Bestürzt mussten wir jedoch feststellen, dass ein Teil der im Traum erlittenen Wunden auf unsere wahren Körper übergegangen war. Ein Tod in der Traumwelt hätte uns wohl auch hier töteten können.


29. Travia 26 Hal, morgens
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich aufbrechen, stellten jedoch fest, dass Thallian und Leomar immer noch nicht von ihrem gestrigen Ausflug in die Stadt zurück waren.

Salix machte sich energiegeladen und fast ununterbrochen jonglierend auf um Nachforschungen anzustellen. Bevor wir mit dem Frühstück fertig waren, kam er auch schon vor Neuigkeiten schier platzend zurück. Unsere Gefährten hatten Gerüchten zufolge einen unschuldigen alten Mann verprügelt und anschließend mit finsterer, ungläubiger Magie in Stein verwandelt. Die Stadtwache hatte sie daher aus der Stadt geworfen. Bei dem Kampf war es angeblich zu drei Toten und mehreren Schwerverletzten gekommen. Allerdings kam uns dies recht unglaubwürdig vor. Hätten die beiden eine der Stadtwachen getötet, dann hätte man sie nicht nur aus der Stadt geworfen sonder aufgeknüpft.


29. Travia 26 Hal, später am Vormittag
Vor der Stadt trafen wir die beiden wartenden Krieger. Sie erzählten uns eine etwas andere Geschichte. Die beiden hatten zufällig den Magier getroffen, der uns in diese nette Falle gelockt hatte. Als sie ihn zur Rede stellten, demonstrierte er glaubwürdig Unwissenheit und Erschrecken. Thallians ehrbarer Zorn ängstigte ihn und als dieser ihn auch noch mitten auf dem Marktplatz schlug, rief er Zeter und Mordio. Die Bürger der Stadt ergriffen natürlich sofort Partei für den „Rechtgläubigen“ der von „ungläubigen Ausländern“ angegriffen wurde. Als der Magier sich dann auch noch selbst mit einem Paralü versteinerte, wurden die beiden als bösartige Magier aus der Stadt geworfen. Den Magier hatte man zuletzt gesehen, als er in die Akademie getragen wurde.

Abends kamen wir an das Dorf Mhennesipur, wo wir bei unseren üblichen Erkundigungen auf einen Ziegenhirten trafen, der mir eine seltsame Geschichte erzählte. Vor einigen Tagen sei eine seiner Ziegen plötzlich verschwunden. Als er ihr folgte, hörte er sie meckern, konnte sie jedoch nicht sehen. Und dann sei er plötzlich vor ihr gestanden und dahinter hätte er eine große Vase gesehen.
Dies konnte nur eine magisch getarnte Kanope sein!
Der Abergläubische wollte uns erst nicht hin führen, als ich jedoch meiner Enttäuschung Ausdruck verlieh, während ich einen Golddukaten hoch schnippte und immer wieder auffing, wollte er uns doch führen.


30. Travia 26 Hal
Dorf Mhennesipur

Der Ziegenhirte führte uns zu der gewünschten Stelle. Meine Argumentation, ich hätte ihm nie irgendetwas versprochen und er solle mit einem Silberstück doch zufrieden sein, fiel auf Unverständnis. Während ich mit meinen wachsenden Feilschkünsten zufrieden war, warf DeLinth ihm doch noch einen vollen Dukaten hin. Und er beschwert sich immer wenn ich zuviel Gold ausgebe…

Ein Oculus enthüllte unter großer Anstrengung eine mächtige Illusion die die Hügelkuppe vor aller Augen verbarg. Da dies normalerweise ein Leuchtfeuer für jeden Magier gewesen wäre, hatte man sie gegen magische Hellsicht gut getarnt. Aber nicht gut genug für mich!

Hinter einem illusionären Vorhang, fanden wir dann auch die erste intakte Kanope. Der Deckel war noch unangetastet und stellte einen bärtigen Krieger dar.

Um die Kanope herum, waren noch die zerfaserten Reste, der früher hier konzentrierten Kraftlinien erkennbar. Inschriften warnten davor, den Deckel zu öffnen. Dies war zu erwarten gewesen, allerdings verblüffte mich die Formulierung einer der Inschriften:
„Zu Ehren des Mondherren Feqz, Bekämpfer der Echsen und Vater der Magie“.
Sollte Phex früher den Posten Hesindes innegehabt haben? Und seit wann war der Schutzpatron der Händler ein Bekämpfer der Echsen?

Während ich noch ratlos überlegte, ob wir den Deckel lüften sollten, bot mir Leomar einen Ring aus Khunchom an. Dieser ermöglichte mir in das Innere des Kruges zu sehen.

Mit dem Penetritzel des Ringes und der Rubinsicht meines Auges untersuchte ich den Inhalt. Hier waren nun keine weiteren Inschriften erkennbar. Der Boden war mit denselben bronzenen Ritualgaben bedeckt, die wir schon kannten. Allerdings kniete hier noch eine mit Bronzeharnisch und Bronzekrummschwert gewappnete Mumie. Wehe dem, der den Deckel der Kanope öffnete!
1. Boron 26 Hal
Borbra

Hier erinnerten wir uns an die Geschichte von Tarlisin von Borbra, der den Tsa Tempel der Stadt gespendet und nach einer Vision seinen Magierstab hier vergraben hatte. Aus diesem war dann ein mächtiger Baum gewachsen.
Der Tsa Geweihte Zadikhar, ein rothaariges Koboldkind voller Schabernack, führte uns durch die Stadt. Nun weiß ich, dass es schlimmere Kindsköpfe als Salix gibt!

Viel gab es in Borbra allerdings nicht zu entdecken. Aber wir erfuhren, dass der Ort vor etwa einem Jahr von hundert Reitern des Fürsten Hasrabal überfallen worden war.

Später erzählte mir dann ein Gewürzhändler im Gasthof, er hätte einen Mondstein wie den, den ich wie immer herum zeigte, bei einem Reisbauern im Dorf Veschtar im Regal liegen sehen.


2. Boron 26 Hal, vormittags
Veschtar

Als wir das Dorf erreichten, herrschte dort ein riesiger Aufruhr. Das ganze Dorf war auf den Beinen. Mitten auf dem Dorfplatz loderte ein riesiges Feuer, in das die Einwohner unter den Tiraden eines Mawdli etliche Figuren und Zeichen der Zwölfe warfen. Thallian bekam sofort Schaum vor dem Mund und musste von Firunja gebremst werden, damit er nicht sofort eine „Bekehrung mit Feuer und Schwert“ durchführen konnte.
Während ich noch stirnrunzelnd überlegte was man nun unternehmen sollte, sah ich einen Bauern den Mondstein in hohem Bogen ins Feuer werfen. Blitzschnell rasselte ich den Cantus des Motorikus herunter und modifizierte zugleich die Reichweite auf ein Vielfaches. Der mir sehr gut bekannte Spruch gelang auch makellos und der Mondstein schwebte aus den Flammen zu mir herüber. Der geifernde Mawdli konnte nur hilflos zusehen wie ich ihn grinsend einsteckte.

Thallian begann nun einen wütenden Streit mit dem Mawdli. Firunja musste mehrfach schlichtend einschreiten um Tätlichkeiten zu vermeiden.
Nachdem sich Firunja und Thallian lang und ausgiebig über ihre unterschiedlichen Ansichten zur „Bekehrung Ungläubiger“ gestritten hatte, bemerkten wird, dass der Mawdli sich schon seit längerem weggeschlichen haben musste – und setzten endlich unseren Weg fort.


2. Boron 26 Hal, nachmittags
Heute Nachmittag erreichten wir Samra, ein mir noch vom letzten Besuch unsympathisches Nest in der Nähe der ausradierten Echsenstadt Zhammorah.

Die Hand die hier aufbewahrt wird ist, dem Wirt des Gasthofes zufolge, die ursprüngliche Hand aus Mherwed, die von den Novadis auf der Fluch vor den Al’Anfanern im Khômkrieg hierher gebracht und dabei von den aranischen Soldaten der Festung „Trutzmherwed“ erbeutet worden war.

Hier erbat DeLinth mit Thallian zusammen eine Audienz bei Reitoberst Daromir vom Thann. Er bat darum die Hand untersuchen zu dürfen, wurde aber ebenso wie ich damals bei meinem Versuch von dem abergläubischen Dickschädel abgewiesen.

Nach einigen Überlegungen fiel uns ein, dass die hiesige Baronin die Frau von Tarlisin von Borbra ist. Da wir ihren Mann vor Attentätern erst vor kurzem gerettet hatten, malten wir uns gute Chancen aus, hier ein Berechtigungsschreiben zu erhalten.

Mit Leomar als kriegerische Verstärkung bekam ich schnell eine Audienz. Die Baronin war deutlich anders als ich erwartet hätte. Mein hinter der Augenklappe verborgenes Rubinauge enthüllte mir die magische Struktur einer Hexe. Und im Gespräch merkte ich schnell, wie sehr sie ihre Tätigkeit hier langweilte. Mit diesem Wissen lenkte ich das Gespräch auf Themen, die für eine Hexe interessant sein mussten. Schnell verlor Leomar angesichts der vielen versteckten Andeutungen den Faden und verabschiedete sich. Nun änderte sich der Ton des Gesprächs und mein unwiderstehlicher tulamidischer Charme verschaffte mir eine längere Audienz im Schlafgemach der gelangweilten, aber feurigen Baronin.


3. Boron 26 Hal
Obwohl ich mich nicht erinnern konnte, nennenswerte Zeit geschlafen zu haben, spazierte ich am nächsten Morgen energiegeladen und mehr als wunderbar erholt davon. Das gewünschte Berechtigungsschreiben hatte ich natürlich ebenfalls erhalten.

Salix, Thallian, Firunja und Armant hatten derweil die Ruinen des verfluchten Zhammorah durchsucht und einen zertrümmerten Mondsteinobelisken samt zerbrochenem Mondstein gefunden.

Nun machten wir uns zu der Hand auf, die wir dann auch vor den Augen des hilflos zähneknirschenden Reitoberst in aller Ruhe und unter demonstrativer Anwendung von Magie untersuchten. Leider handelte es sich um eine weitere Fälschung.

Bevor wir uns verabschieden konnten, stürmte ein völlig erschöpfter Bote herein. Bevor er zusammenbrach, überbrachte er seine schockierende Nachricht. Arborea, ein kleines Dorf auf der anderen Seite des Mhanadi, gegenüber von Borbra gelegen, war von einer Chimärenarmee überrannt worden!


Nun gab es nur eines was ich unverzüglich tun musste! Auf nach Khunchom und einen langfristigen Unterpachtvertrag mit hohem Vorschuss für mein Lehen abschließen, bevor die Grundstückspreise in ganz Mhanadistan ins Bodenlose sanken!