7. EFFerd 1019 nach dem Fall der verfluchten Pestbeule Bosparan
Es waren knapp drei Wochen seit unserm Kampf im Unheiligtum der Herrin
der nachtschwarzen Tiefen vergangen. Und ebenso war es knapp drei
Wochen her, dass ich aus freiem Willen gegen alles gefrevelt habe, was
mir heilig ist. Drei Wochen seit dem ich dem Leviathan in dem
Ehrenduell feige von hinten in die Beine schlug. Ich könnte
vorbringen, dass er mich in dem vorhergehenden Kampf nur
verhöhnt hatte. Ich könnte einwenden, dass das Klima
dieser verfluchten Insel meinen Verstand vernebelt hatte. Ja ich
könnte sogar darüber sinnieren, dass mich ein
Dämon manipuliert haben musste. Aber das wären alles
nur Ausreden gewesen. Aus freiem Willen schlug ich mit der Schneide
Eiriliôyns zu. Als das Schwert in die Wade des Leviatan
einschlug, wurde mir schlagartig klar, was ich da gerade tat. Doch da
war es zu spät und ich fühlte wie in mir etwas
zerbrach.
Eiriliôyn entfiel meinen kraftlosen Fingern und fassungslos
brach ich in die Knie. Den wütenden Blick der Echse oder das
Unglauben meiner Gefährten und das laute Buhen der Zuschauer
bemerkte ich kaum, viel zu groß war die Bestürzung
die mich erfasst hätte. Ich konnte förmlich
spüren, wie die göttliche Macht angewidert meinen
Körper verließ. So bekam ich auch kaum mit, wie mich
der Leviatan wieder auf die Tribüne zu meinen Freunden
versetzte und stattdessen Armant zu sich herabholte. Nur hin und wieder
warf ich einen abwesenden Blick auf das Treiben in der Arena.
Als ich mal wieder hinblickte, sah ich wie Armant schwer getroffen zu
Boden geworfen worden war. Da es Armant nicht verdient hatte,
für mein Versagen zu bezahlen, überwand ich
kurzerhand meine Niedergeschlagenheit und sprang die 5 Schritt in den
Staub der Arena hinab. Im folgenden Kampf gelang es mir, die
Prüfung des Leviathans zu bestehen.
Kurz nach dem Ende des Kampfes brachen wir auf in Richtung Tuzak, da
eindeutig dort mit Fürst Herdin und/oder Delian von
Wiedbrück, die Wurzel des Übels sein musste. Nachdem
wir knapp eine Woche bis dort hin brauchten, hatten die anderen die
Zeit damit verbracht, der BORonkirche unsere Entdeckungen mitzuteilen,
durch diese das Mittelreich zu informieren, die Akademie in Tuzak wegen
des Erwerbes von Heiltränken und Astraltränken
aufzusuchen und einige Artefakte für den kommenden Kampf
vorzubereiten.
Von all diesen Aktionen hatte ich aber kaum etwas mitbekommen. Im
Nachhinein betrachtet dämmerte ich die meiste Zeit vor mich
hin. Immer wenn ich einen einigermaßen klaren Kopf hatte,
versuchte ich in Gebeten und Meditation die Herrin um Verzeihung und
Gnade zu bitten. Doch keiner meiner Rufe erhielt eine Antwort. Oder war
mein Herz vor lauter Schmerz und Selbstmitleid taub für die
Gnade der Herrin? Ich weiß es nicht genau zu sagen. Firunja
kümmerte sich in der ganzen Zeit um mich und langsam kehrten
meine Sinne wieder in die Wirklichkeit zurück, nur um ein aufs
andere Mal wieder in tiefste Verzweiflung oder Betäubung
zurückzusinken.
Allerdings wurden meine Gedanken mit der Zeit so klar, dass ich einsah,
dass es mich nicht weiterführen würde, weiter in
Agonie zu verharren. Wenn ich je wieder vor Ihren gestrengen Augen Ihre
Gnade erlangen wollte, musste ich mich durch Taten und nicht nur durch
Worte vor Ihr beweisen. Dankbarkeit erfüllte mich bei dem
Gedanken, dass sich mit dem Sturm auf den Fürstenpalast zu
Tuzak vielleicht diese Gelegenheit ergeben würde. Dies
erfüllte mich mit Hoffnung und gab mir die Stärke die
vollkommene Antriebslosigkeit abzuschütteln.
Heute erfuhr ich, dass am Abend die Ankunft der erhofften
Verstärkung erwartet wurde. Kurz bevor die Sonne unterging
warteten wir in einer kleinen Bucht nördlich von Tuzak, dass
sich ein mittelreichisches Schiff nährte. Wir sahen wir eine
prächtige Trireme in die Bucht einlaufen. Stolz und
majestätisch flatterte das Raulsbanner an den drei - mehrere
Stockwerke hohen - Masten, als die Seeadler von Beilunk in
die Bucht einschwenkte. Nur wenige Minuten später waren Anker
geworfen und laute Kommandos erschallten als viele Soldaten in
blitzenden goldenen Rüstungen an Deck Aufstellung nahmen. Doch
wer näherte sich denn da über die Planke?
Unser alter Freund Rubald, der seinen Oberst-Schulterabzeichen nach
einen rasanten Aufstieg seit unseren letzten gemeinsamen Abenteuern
durchgemacht hatte, kam lachend mit großen Schritten zu uns
hinab, während sich hinter ihm 10 Elitesoldaten der
Reichsgarde der roten Raben in der näheren Umgebung
verteilten. Nach einigen kurzen Begrüßungen
verließen zwei Personen das Schiff, bei deren Anblick die
Freude über Rubalds Wiedersehen schnell verblasste. Es waren
der Erwählte Ucurian Jago, Oberhaupt des Bannstrahlordens und
Großinquisitor Armando Lanconda da Vanya. Des Weiteren kamen
die uns bereits aus Punin bekannte BORongeweihte Commandata Katalinya
Adranez und der Golgarit Gernot von Mersingen zu uns an den Kai.
„Sehet die Macht des Herren PRAios und des Reiches“
hob Ucurian Jago an. Auf dieses Kommando war ein lautes „Fiat
Lux“ zu hören und in perfekter Formation
verließen insgesamt 64 Sonnenlegionäre, 12 Ritter
des Bannstrahlordens die Seeadler.
Nun unauffällig war das sicherlich nicht gewesen, doch
zusammen mit den 5 Kriegern des Herren BORon aus dem Tuzaker Tempel
standen uns insgesamt nahezu 100 aufrechte Streiter zur
Verfügung. Während sich die Praioten gerade uns
zuwenden wollten, bemerkte Firunja auf einmal eine Bewegung im
Gebüsch am Rande der Bucht. „Ein Spion“
entfuhr es ihr. Und tatsächlich versuchte eine vermummte
Gestalt schnellstmöglich zu fliehen. Oh nein, so nicht, dachte
ich bei mir und sofort schwärmten wir aus und
tatsächlich gelang es uns, den Kundschafter in einem kleinen
Wäldchen in die Enge zu treiben. Gerade wollten wir zugreifen,
als dieser Worte in einer der verboten Sprachen hervorstieß.
Gerade als sich über den Händen dieses
Dämonenknechts eine Fledermaus aus dem Nichts heraus
manifestierte, schlug bereits einer der Pfeile von Firunja in seinen
Kopf ein, worauf er nach hinten geschleudert wurde. „Armant
halt sie auf!“ schrie Torben, der wie er uns nachher
berichtete die dämonische Fledermaus sofort als Boten erkannt
hatte. Ein schnell geworfener Feuerball beendete daraufhin die
unheilige Existenz der Kreatur der Niederhöllen auf Dere.
Unsere Aktionen und die Ankunft unserer Verstärkung waren also
nicht unentdeckt geblieben. Ich zweifelte keinen Moment daran dass uns
ein heißer Kampf bevorstehen würde.
Nachdem sich diese Aufregung gelegt hatte, begaben wir uns
zurück in den Boron-Tempel und dort begann eine Befragung, bei
der sich die Honoritäten im Detail die Ereignisse seit unserer
Ankunft in Maraskan berichten ließen. Torben
übernahm hauptsächlich das Wort und erzählte
von unserem Schiffsbruch, der Ankunft bei den Wipfeltigern, der Reise
zur Mine und der dortigen Entdeckungen und dem Kampf gegen den
Archobai. Als Torben erwähnte, dass wir dort knapp 25 Stein
Endurium sichergestellt hatten, entbrannte unter den anwesenden hohen
Geweihten ein lauter Streit, der jedem Basar in Torbens Heimatstadt
Khunchom Ehre gemacht hätte. Während die
Anhänger des Rabens eigentlich alles für sich
behalten wollten, da es ja ihr Jahr wäre (wobei es auch hier
einen Streit zwischen der Al’Anfanischen und der Puniner
Seite über die Verteilung gab), vertrat Ucurian Jago mit
hochrotem Kopf die Meinung, dass das ganze Endurium eigentlich
dämonisch verseucht wäre und daher doch am besten von
der Kirche des Herren PRAios „entseucht“ und
verwahrt werden müsste. Da Vanya beruhigte
schließlich die Situation mit dem Vorschlag, dass zwar der
BORonkirche das Endurium zustehen würde, aber im Interesse der
zwölfgöttlichen Gemeinschaft eine Aufteilung unter
alle Kirchen erfolgen sollte.
Danach überreichte Rubald grinsend ein kleines
Kästchen mit arkanen Symbolen und dem Siegel der Baronie
Armida, an Armant und Torben. Als diese das mysteriöse Ding
öffneten, leuchteten ihre Augen auf. Während Armant
wie gewohnt stoisch ruhig blieb, sah Torben so aus, als hätte
eine Scheunenkatz gerade eine dicke, fette Maus gefressen. Als auch ich
einen Blick in die Truhe warf, leuchteten mir schon einige rote und
blaue Fläschchen entgegen.
Ahhh…. Meinen bisherigen Erfahrungen nach konnte es sich nur
um Tränke handeln, die uns schon so oft Lebenskraft bzw. den
Magiern neue astrale Kraft zurückgegeben hatten. Hassan
hätte leider so schnell nicht mehr besorgen können.
Trotzdem waren 10 Tränke mit Lebenskraft und 5 mit der arkanen
Kraft, sowie einige Tiegel mit Waffenbalsam mehr als alles, was wir
bisher erhofft hatten. Hier machte sich die weise Voraussicht unserer
magisch begabten Freunde bezahlt, die seit längerem die
Schüler der Akademie angewiesen hatten, für einen
ständigen Vorrat zu sorgen. Der Tempel des Herren Boron hier
in Tuzak trug auch seinen Teil zur Vorbereitung unserer Queste bei,
indem er uns vom Herren BORon geweihte Waffen und starke
Rüstungen zur Verfügung stellte.
Voller Selbstzweifel überlegte ich, ob ich diese Dinge an mich
nehmen durfte, trotz meines Frevels der Herrin gegenüber. Nach
einigem Hin und Her war mir aber klar, dass ich die Dämonen
auf die wir sicherlich treffen würden, niemals wirkungsvoll
würde bekämpfen können, wenn ich mich nur
auf die profane Wirkung meines Langschwertes verlassen würde.
Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Herrin dümmliche
Geweihte wollte. Mutig musste ich streiten, dass war mir klar und die
Dämonen dahin zurückschicken woher sie kamen.
Torben und Armant verteilten dann noch an jeden von uns ein Artefakt,
mit dem sich der Schutz unserer Rüstungen mittels eines
Armatrutzcantus für eine gewisse Zeit auf Kommando
erhöhen würde. Diejenigen unserer Gefährten
die keine im Namen des BORon geweihte Waffe erhalten hatten, erhielten
von Torben von dem arkanen Waffenbalsam, der die Waffen magisch machen
würde. Wie wir schon oft festgestellt hatten, ließen
sich viele Dämonen auch von magischen Waffen verletzen,
allerdings bei weitem nicht so viele wie mit der Hilfe der von den
Göttern gesegneten Klingen. Danach begannen wir mit den
konkreten Kampfplänen für den nächsten Tag.
Trotz hitziger Diskussion ließen sich die Praioten nicht
davon abhalten mit Beginn des neuen Tages anzugreifen um im Licht des
Herren PRAios zu streiten. Ein wahrlich tollkühnes
Unternehmen. Auch davon, mit lauten Chorälen und Gesang durch
die Stadt und den engen Pfad hinauf zum Tuzaker Fürstenpalast
„der weißen Residenz“ zu ziehen, wollten
sie nicht lassen. Nun gut, so würden wir also auf einen gut
vorbereiteten Feind treffen. Umso größer
würde der Triumph des Lichts und des Guten sein. Herrin ich
danke Dir für die Gnade meinen Teil an der Niederwerfung des
größten Übels aller Zeitalter beizutragen!
Der Plan vor Ort sah dann vor, dass wir uns, sobald wir die beiden
engen Durchgänge auf dem Pfad überwunden haben
würden, in drei Gruppen – Garafan 1
(Anführer Ucurian Jago), Garafan 2 (Anführer der
Hauptmann der Sonnenlegionäre) und Ucuri (Anführer
Armando Lanconda DaVanya) – aufteilen würden. Unser
Eindringen sollte durch den Gesindetrakt des Schlosses erfolgen, wo wir
jeweils getrennt die drei Flügel des fürstlichen
Bereiches erobern sollten, wobei den Eingangsbereich die 7 Boronis und
4 Sonnenlegionäre wacker verteidigen sollten. Auf
ausdrücklichen Befehl sollte Fürst Herdin auf keinen
Fall getötet, sondern nur verhaftet werden, falls er an der
Verschwörung beteiligt wäre. Delian von
Wiedbrück, den ich für den Hauptschuldigen der
Verschwörung hielt, sollte im Idealfall auch verhaftet werden.
Nachdem wir bis spät in die Nacht beratschlagt hatten, legten
wir uns schlafen um noch etwas Erholung vor den kommenden Ereignissen
zu finden.
8. EFFerd 1019 nach dem Fall der verfluchten Bestbeule Bosparan
Wie geplant brachen wir in der Frühe dieses Tages auf und
marschierten offen und stolz durch die Stadt dem Schloss entgegen.
Entgegen unserer Erwartungen trafen wir weder auf dem Weg durch die
Stadt noch auf dem engen Pfad hoch zum Schloss auf Widerstand, obwohl
wir speziell auf dem Pfad ein leichtes Ziel für
Schützen gewesen wären. Eine einzelne Wache stand an
einem der Durchgänge, die aber bald mit bleichem Gesicht den
Pfad hinauf floh, nachdem einer von Rubalds Hauptleuten, der wohl schon
den ersten Sturm auf den Palast unter Reto mitgemacht hatte, ein paar
Worte mit ihm gewechselt hatte. Leider konnte ich kein Wort davon
verstehen, obwohl es sicherlich interessant gewesen wäre. So
erreichten wir also kurz vor der Stunde des
Götterfürsten das Plateau vor dem Palast und nahmen
dort vollkommen ohne jede Deckung Aufstellung, wiederum ohne jede
Reaktion seitens der Verteidiger.
Rubald schickte drei seiner Späher aus, die Lage im
Gebäude zu erkunden. Einige Augenblicke vergingen, dann
ertönte ein markerschütternder Schrei und einer der
Männer wurde mit vollkommen zerfetzen Brustkorb durch eines
der Fenster im ersten Stock geschleudert.
Doch die Praioten bestanden darauf, noch einige Minuten zu warten, um
mit dem Gong des Herren zur Mittagsstund den Angriff zu beginnen.
Trotzdem wir wie auf dem Präsentierteller warteten, erfolgte
immer noch keine Gegenwehr. Armando Lanconda DaVanya stellte klar, dass
eventuelle noch reichstreue Angehörige der Drachengarde oder
des Lilienbanners – die Leibgarde Fürst Herdins
– geschont und in unsere Reihen aufgenommen werden sollten.
Als ob es dazu einer Aufforderung bedurft hätte. Firunja
forderte uns auf, uns bei den Händen zu nehmen. Um unsere
Stärke und Zuversicht zu erhöhen, wirkte sie einen
Harmoniesegen. Doch obwohl ich inbrünstig mitbetete,
fühlte ich nicht die gewohnte Kraft durch meine Adern
fließen. Dass ich, durch meine Tat mit dem Mal des Frevlers
versehen, nicht durch die Kraft der Götter profitierte,
überraschte und enttäuschte mich nicht. Eher
verstärkte es meinen Willen, mich vor der Herrin durch meine
Taten zu beweisen um wieder zu Ihrer Gnade zurückkehren zu
dürfen. Still sandte ich ein Gebet an die Herrin,
über mich zu wachen und machte mich bereit.
Als der Gong ertönte brachen wir durch das Tor zum verlassenen
Innenhof. Sofort stürmten wir in Richtung des Haupteingangs,
bereit für die unheiligen Dinge, die uns dort erwarten
würden.
Wir stürmten durch die Eingangstür und sahen uns
einem großen leeren Treppenaufgang gegenüber. Gerade
als die ersten Sonnenlegionäre die Treppe
hinaufstürmten, brach die Hölle los. Wie aus dem
nichts heraus erschienen vier riesige Schwarze Tuzaker, die sich mit
Eiter geifernden Fängen von der Balustrade zu uns
hinabstürzten. Gerade als die Sonnenlegionäre zu uns
herunterstürzen wollten, überzog sich die gesamte
lange Treppe mit unzähligen zuckenden, zappelnden und
schnappenden Mäulern, Klauen und Tentakeln, ein
Pandämonium wie wir ihn schon in Dragenfeld erlebt hatten. Und
als wäre dies noch nicht genug gewesen, braute sich innerhalb
von wenigen Wimpernschlägen eine nachschwarze Wolke unter der
Decke des Raumes zusammen, in der viele Fratzen und Grimassen direkt
aus den Niederhöllen auf uns herabzublicken schienen. Bevor
ich mich mit diesem Anblick länger als nötig
beschäftigen musste, stürzte sich schon der erste
„Hund“ auf mich. Seinem im Sprung vorgetragenen
Biss wich ich elegant zur Seite aus, und ließ mein dem Raben
geweihtes Tuzakmesser auf den Hals der Kreatur hernieder
fahren… und fast hätte es mir die Waffe aus den
Händen gerissen, als sie ohne jede Wirkung von dem unheiligen
Wesen abprallte, als ob ich gegen festen Stahl geschlagen hatte. Einen
kurzen Augenblick war ich fassungslos, sollte mein Frevel auch diese
geheiligte Klinge verdorben haben?
Diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte der Tuzaker, um nach meinem
Bein zu schnappen. Gerade noch rechtzeitig brachte ich mein Schwert
zwischen mich und die tödliche Schnauze und wieder schien es
als ob meine Waffe wirkungslos auf Stahl klirren würde. Ein
Blick auf Mahajin und Firunja, die ebenfalls mit den Göttern
anempfohlenen Mitteln stritten, zeigte, dass es auch ihnen nicht anders
ergangen war. Meine Gedanken rasten, konnte es sein, dass es Kreaturen
der Niederhöllen gab, die der Macht der Himmlischen trotzen
konnten? Ihr Götter steht uns bei!!!! Während ich mir
fast den Arm auskugelte, im Versuch einen weiteren Angriff des Hundes
abzuwehren, kam mir die Erleuchtung. „Mahajin, dein
Nachtwind!“ Er reagierte sofort und konnte, während
ich seinen Köter beschäftigte, zu seiner zweiten
Waffe greifen, die mit dem arkanen Waffenbalsam bestrichen war. Und
tatsächlich, als er mit diesem Stahl, das nächste Mal
die Schnauze seines Gegners traf, schrie dieser vor Schmerzen gepeinigt
auf und Blasen warfen sich dort auf, wo das Fleisch aufgerissen worden
war. Die Anderen reagierten darauf ebenfalls und während ich
meinen Feind weiter beschäftigte, brachten meine
Gefährten ein um die andere Kreatur zu Fall.
Plötzlich war die laute Stimme DaVanyas zu vernehmen:
„Herr PRAios, ewige Sonne, Trenner von Recht und Unrecht!
Gepriesen sei Deine Macht! Dein strafender Blick, falle auf diesen
Frevler! ES SEI“. Plötzlich wurde es taghell in der
Eingangshalle, als aus der Decke ein gleißender Sonnenstrahl
brach, der den wirbelnden Nebel an der Decke hinwegfegte. Eine
mächtige Liturgie hatte der Inquisitor da gewirkt, da war ich
mir sicher. Während des Sturms auf den Nachtschattenturm hatte
Armants jetzige Gemahlin auch einmal einen Vampir mit dem vernichtenden
Bannstrahl ausgetrieben.
Während Salix gerade den letzten Hund in seine
Niederhöllen zurückschickte, konnte ich aus den
Augenwinkeln sehen, wie einer der Sonnenlegionäre von den
Krallen und Tentakeln des Pandämoniums gepackt und in Richtung
eines großen Mauls gerissen wurde. Mit zwei
mächtigen Hieben durchtrennte ich eine Kralle und 2 Tentakel
die den Mann hielten und ein mit verheerender Wucht geführter
Schlag, spaltete das Maul, das den Legionär gerade
verschlingen wollte. Gerade als ich mich weiter durch das verfluchte
Areal mähen wollte, erschien über mir ein Pentagramm
in der Luft und ich vernahm den Cantus mit dem Armant in der Mine den
Archobai ausgetrieben hatte. Mit einer Hand griff ich mir den
Legionär und riss ihn mit aller Kraft zurück und aus
dem Bereich des Dämons hinaus. Gerade noch rechtzeitig, denn
gerade als ich sicheren Boden erreichte, entfaltete der Spruch seine
reinigende Kraft und riss das verfluchte Wesen in seine Sphäre
zurück.
Schwer atmend standen wir anschließend da und besahen uns das
Ergebnis unseres ersten Aufeinandertreffens mit dem Bösen. 5
Kämpfer waren tot und mehrere verwundet. Und das bereits nach
dem ersten Feindkontakt, das konnte ja noch heiter werden. Firunja sah
sehr verstört aus. Als ich sie danach fragte, erkannte ich,
dass sie genauso wie ich erschüttert war, dass Kreaturen der
siebten Sphäre gegen die Macht der Zwölfe bestehen
konnten.
Trotzdem mussten wir weiter. Schnell eilten wir die Treppe hinauf,
durch einen Gang, der wieder völlig leer war. Allerdings fiel
uns auf, dass alle Fenster nach draußen entweder mit schweren
Vorhängen abgedunkelt oder gleich ganz vernagelt
waren. Salix riss einen der Vorhänge gekonnt nach
unten um unseren Vormarsch zu erleichtern. Gerade stürmten wir
durch die nächste Tür, als wir dort unvermittelt auf
eine Gruppe Drachengardisten unter dem Kommando eines Weibels trafen.
Na den kannten wir doch? Na klar, dass war der Weibel Helmdengler, den
wir aus dem einsamen Dschungelfort mitgenommen hatten. Wild
entschlossen, die Waffen immer zum Angriff erhoben, schrieen wir und
Helmdengler uns gegenseitig an, die Waffen fallen zu lassen.
Während letzterer sich immer wieder auf seine Befehle berief
und uns als hinterhältige Angreifer bezeichnete, versuchten
wir ihn davon zu überzeugen, dass wir im Befehl des Reiches
und der Kirchen rechtmäßig seinen Fürsten
verhaften wollten. Obwohl er mit der Zeit immer unsicherer wurde,
ließ er sich weder von unseren PRAiosgeweihten, noch von
Rubald als Oberst des Reiches davon überzeugen, sich uns
anzuschließen. Armant berichtete uns später, dass
Helmdengler wohl unter einem Zauberbann gestanden hatte, der seinen
Willen unterdrückt hatte. Die Drachengardisten schienen eher
auf unserer Seite zu stehen, da auch sie auf ihren Weibel einredeten.
Gerade als dieser versuchte Herr über seinen eigenen Verstand
zu werden, sprang einer von Rubalds Männern vor und
schmetterte dem Weibel seine geballte Faust mit voller Wucht gegen das
Kinn. Wie eine Kusliker Puppe, der man die Fäden
durchgeschnitten hat, brach der Weibel darauf hin zusammen.
Seinen Soldaten befohlen wir, sich bei uns einzureihen und einer
erzählte uns, dass wohl kurz vor Beginn unseres Angriffs alle
Offiziere und Weibel zu Delian von Wiedbrück gerufen worden
waren, um Befehle zu empfangen. Torben folgerte daraus, dass mein
Hauptverdächtiger dort wohl eine Beherrschung über
die Anführer gelegt hatte. Er musste ein mächtiger
Beherrscher sein. Wie diese Folgerung doch noch untertrieben war,
mussten wir später feststellen.
Wieder durcheilten wir, diesmal mit vier Drachengardisten als
Verstärkung, einen leeren Raum. Schon wollten wir durch die
nächste Tür eilen, als einer von Rubalds
Männer der die Tür als erstes passiert hatte, mit
einem Schuss in der Brust zurückgeworfen wurde und ein zweiter
Bolzen nur knapp Rubalds Kopf verfehlte. Blitzschnell postierte Rubald
zwei seiner Armbrustschützen mit den Turmschilden im Eingang
dieses Raums. Aber alles was wir noch von innen vernahmen, waren
schnelle Schritte die hinter einer Barrikade in Richtung auf die
hintere Tür des langen Korridors verschwanden. Rubald und ich
stürzten laut schreiend Seite an Seite auf die Barrikade zu,
konnten aber nicht mehr verhindern, dass die beiden Attentäter
die Türe auch erreichten.
Gerade als sich die Türe schloss, erklang ein lautes Geschrei
der Panik und des Schmerzes, begleitet von lautem Heulen, dem Schnappen
von Kiefern und dem Reißen von Krallen. Mit aller Gewalt
warfen wir uns gegen die Tür und blickten in die geifernden
und sabbernden Lefzen von 8 Karmanthi, die auf uns zu
stürmten. Wie wir erschreckt feststellten, liefen diese
Untiere nicht nur am Boden, sondern auch an den Wänden und der
Decke durch den langen engen Korridor auf uns zu. Unmittelbar danach
versank die Umgebung in einem reinen Chaos aus Stahl, Blut und
dämonischem Geifer. Ein Karmanath der sich direkt vor mir von
der Decke fallen ließ, unterlief meine Parade, sprang mir an
die Kehle und riss mich zu Boden. Zumindest versuchte er es. Denn
gerade noch rechtzeitig schaffte ich es, meine Klinge zwischen mich und
die zuschnappenden Kiefer zu bringen, sodass seine beiden langen
Fangzähne tiefe Scharten auf meinem Brustharnisch
hinterließen. Meine Klinge trieb sich tief in die Schnauze
des Höllenhundes, was diesen aber nicht etwa zur Flucht
veranlasste, nein, über mir stehend, schob er sich immer
näher an mein Gesicht heran, wobei mir grünes,
ekelhaft stinkendes Dämonenblut über das Gesicht
lief. Wie ich darauf kam, weiß ich heute nicht mehr,
jedenfalls spukte ich nun meinerseits dem Dämon mitten ins
Auge, welches sich daraufhin unter lautem Gejaule des Monsters in
kochenden Blasen auflöste. Aber noch immer ließ es
nicht von mir ab. Mit aller Macht brachte ich die Klinge
meines Tuzakmessers unter den Hals der Kreatur und
drückte, laut die Herrin anrufend mit aller Kraft zu, die sie
mir in Ihrer Weisheit geschenkt hatte. Aber obwohl er schon
niederhöllisch gequält aufheulte, war der
Vorwärtsdrang des Karmanath ungebrochen. Mit einem letzen,
kurzen Stoß gelang es mir den Kopf dieser
hinterhältigen Bestie in hohem Bogen abzutrennen. Gerade als
ich mich aufrappelte, konnte ich einen Blick auf meine
Gefährten erhaschen.
Firunja versenkte gerade Ihren Stoßspeer tief im Rachen eines
der Höllenhunde, der durch die geweihte Klinge der Ifirn,
bekanntlich der alveraniarischen Widersacherin seines
niederhöllischen Herrn, fast ohne jeden Widerstand, fast in
zwei Hälften gerissen wurde. Salix hatte wohl versucht, einen
der Vorhänge zu entfernen, war dabei aber mitsamt einem
Karmanath in einem heillosen Chaos von Vorhangfalten verheddert.
Mahajin wiederum schien ebenfalls bereits einen der minderen Diener des
gnadenlosen Jägers halbiert zu haben. Gerade als ich mich zu
meinen anderen Kameraden umdrehen wollte, vernahm ich eine
fließende Bewegung von der Seite und konnte noch so eben die
Spitze meiner Klinge in die Bahn des mich anspringenden Karmanaths
bringen. Mit lautem Aufjaulen seinerseits und Schreien meinerseits,
trieb ich ihm den borongeweihten Stahl tief in seinen Leib und
schleuderte ihn dann in einer kreisenden Bewegung gegen die
nächste Wand. Gerade als er sich aufrappeln wollte, war ich
bereits schon wieder über ihm und mit einem Schlag mit der
Wucht eines Schmiedehammers spaltete ich den Kopf meines zweiten
Karmanaths. Als ich mich nach weitern Gegner umwandte, sah ich, dass
Rubald gerade den großen Hügel, den der
Rücken des Karmanath unter dem Vorhang bildete, mit einem
vernichtenden Hieb seines Doppelkunchomers in zwei Hälften
schnitt.
Ich wollte schon laut die Herrin preisen, als ich ungläubig
mit ansehen musste, wie einer der letzten beiden Karmanthi, mit einem
widernatürlichen Satz vom Boden direkt an die Decke sprang,
sich dort abstieß und Firunja anfiel! Sie war wohl von diesem
Manöver dermaßen überrascht worden, dass
sie es nicht schaffte dem hinterhältigen Angriff auszuweichen
und vom Karmanath erwischt wurde. Tief gruben sich die spitzen
Zähne der Bestie in ihren Hals und mit einem
niederhöllischen Triumphgeheul riss ihr der Dämon die
Kehle heraus. Ihr Kopf klappte ihr einfach zur Seite und eine enorme
Fontäne hellroten Blutes spritzte einem Springbrunnen gleich
aus ihrem Hals. Vor meinem geistigen Auge sah ich sie umkippen, doch
halt was war das? Sie müsste tot sein! Doch stattdessen trieb
sie dem Dämon ihren Speer tief in die Eingeweide und
tötete ihn! Sie schien ihren Zustand durchaus zu bemerken,
denn sie holte einen der Heiltränke heraus, den wir aus Armida
bekommen hatten, drückte mit der linken Hand ihren Kopf gerade
und flösste sich mit der Rechten den Trank ein!
Ungläubig rieb ich mir die Augen, doch ich träumte
nicht!
Da erinnerte ich mich an den großen Segen des Rabengottes,
den wir vor so langer Zeit in Punin empfangen hatten! Groß
ist die Macht RONdras und Ihrer Geschwister! Preiset die
Zwölfe ob ihrer herrlichen Macht. Und neue Zuversicht
erfüllte mich, denn immerhin hatte ich ja gerade mit meiner
borongeweihten Klinge zwei Dämonen vernichtet! Mochte Rondra
sich momentan von mir abgewandt haben, Boron offensichtlich hielt seine
Hand noch schützend über uns!
Während wir weiter zur nächsten Tür eilten
berichtete Armant, dass er mit einem weiteren Pentagramma drei weitere
Karmanthi entschworen hatte. Und wieder hatten unsere arkanen
Begleiter, wie schon so oft, ihren unschätzbaren Wert
erwiesen. Der nächste Raum hatte fast schon eine
Überraschung für uns bereit, denn dort fanden wir
keine Dämonen oder sonstigen Gegner sondern einen verwundeten
alten Diener, der zitternd in einer Ecke lag und sich erst nach einigem
guten Zureden seitens Firunjas dazu überreden ließ,
sich uns anzuschließen und uns zum nächsten Ausgang
zu führen, wo wir ihn in die Freiheit entlassen
würden. Gerade als wir die Tür zum nächsten
Raum durchschritten, hörten wir aus einem anderen Gang das
Getrappel unzähliger kleiner Füße. Einer
der Legionäre machte den Fehler in diesen Gang zu treten.
Wenige Augenblicke später stolperte er in unseren Raum
zurück. An seinem Arm hing ein etwa fuchsgroßes,
nachtschwarzes Wiesel, dessen Kiefer sich in beängstigender
Geschwindigkeit in das Fleisch trieben und innerhalb eines
Wimpernschlages die Hand mitsamt der Klinge abtrennten. Bevor wir den
Schrecken noch überwunden hatten, brachen dutzende dieser
schwarzen Ungeheuer – Thalons, wie Armant sie später
bezeichnete – in unseren Raum hinein. Wild um uns schlagend,
zogen wir uns durch die Eingangstür wieder zurück und
schafften es gerade noch, die Tür hinter uns zuzuschlagen und
die rasenden Kreaturen, die wie toll an der Tür kratzten und
bissen, hinter uns zurückzulassen. Der Diener und zwei weitere
Sonnenlegionäre hatten allerdings weniger Glück. Noch
ehe wir entkamen, waren sie der rasenden Wut dieser Thalons zum Opfer
gefallen.
Der Raum in den wir zurückgewichen waren, war ein reines
Chaos. Wild langen Stühle, Tische und Regale durcheinander.
Plötzlich nahm Rubald eine Bewegung wahr. Auf unseren Anruf
sich zu offenbaren, lugte ein kleines Männlein hinter einem
der Regale hervor und beschwatzte uns so lange, bis wir alle in dem
Raum waren. Dann lies diese Kreatur der Niederhöllen ihre
Maske fallen. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Denn
plötzlich begann sich der Mann zu häuten, und aus ihm
schälte sich eine groteske Made mit langen Tentakeln, die
irgendwie aus seinem Maul zu kommen schienen. Der menschliche
Körper der wohl nur zur Tarnung gedient hatte, zerfloss in
einer stinkenden öligen Brühe. Bewaffnet war das
Wesen mit vielen langen Tentakeln, die deutlich länger waren
als der eigentlich Leib. Vollkommen unnatürlich peitschten die
mehrere Schritt langen Tentakel aus dem nur knapp zwei Spann
großen Leib. „Nun werdet ihr alle
sterben“ kreischte uns die Made an. Mit diesen Worten wurden
die Türen vor und hinter uns zugeworfen und mit einer
fließenden Bewegung warfen die Tentakel mehrere Fackeln um,
die die ölige Flüssigkeit sofort in Brand steckten.
Eine Todesfalle! Irre lachend, tauchten zwei weitere Tentakelmaden
(Brukha'Kla – wie uns Torben und Armant später
sagten) auf und versuchten uns in die Flammen zu reißen, was
ihnen bei einem der Soldaten von Rubald auch gelang, der wild schreiend
Feuer fing und dann von den Tentakeln der Maden zerrissen wurde. Wild
um uns schlagend und vor lauter Rauch fast erstickend,
kämpften wir um unser nacktes Überleben.
Da hatte Torben die rettende Idee! „Desintegratus“
schrie er und schon verschwand ein Teil der Tür und der Wand
hinter einer der Brukha’Kla. Leider waren einige der Tentakel
im Weg gewesen und hatten die magische Wirkung dort abgeblockt.
Gemeinsam stürzten Rubald und ich nach vorne und warfen uns
mit aller Gewalt gegen die geschwächte Wand und brachen in den
nächsten Raum. Zu unserem Glück hatte der Feind wohl
nicht erwartet, dass wir aus dieser Falle entkommen würden,
und so erwartete uns zu unserer Erleichterung ein leerer Gang. Dies war
aber auch dringend nötig, denn teilweise hatten unsere
Gefährten schwere Verbrennungen erlitten um die wir uns erst
kümmern mussten.
Aber nur kurz konnten wir verschnaufen, denn unser Ziel waren
schließlich die Fürstengemächer im dritten
Stock des Privattraktes Fürst Herdins. Wenn wir gehofft
hatten, das Schlimmste bereits hinter uns zu haben, sollten wir uns
bitter getäuscht sehen. Vielmehr war das gerade erst der
Vorgeschmack gewesen. Wären wir durch die Gänge
hetzten, trafen wir noch ein paar Mal auf ein Rudel dieser schwarzen
Wiesel, denen wir jedes Mal gerade noch so eben ausweichen konnten.
Einmal verschaffte uns nur eine Flammenlanze von Torben die
nötige Zeit, um eine Tür hinter uns in Schloss werfen
zu können. Ich glaubte fast zu spüren, wie sich diese
kleinen Teufel durch die Tür fraßen. Immer weiter
und weiter hetzend, hätte mir der Zant, der auf einmal vor mir
um eine Ecke bog, fast Leid getan. Aber beim lodernden Zorn der Herrin,
nur fast. Als ich diesen Diener von RONdras Erzfeind ansichtig wurde,
brüllte ich vor Wut laut auf und bevor einer der anderen noch
reagieren konnte, hatte ich ihm meinen Stahl tief hinein in seinen
schwarz-gelb gestreiften Leib getrieben. Mit einem Ruck riss ich die
Klinge seitlich heraus, ein großes Stück des
dämonischen Fleisches mit ihr reißend.
Der verfluchte Tiger schwankte, doch nicht für lange, denn
dann trennte ich ihm aus einer eleganten Drehung heraus den
ungläubig wirkenden Schädel vom Körper. Noch
während die Kreatur langsam umkippte stürzten wir
weiter. Trotzdem zu spät, denn genau in diesem Moment sahen
wir wie über uns Säure von der Decke tropfte, kurz
danach wurde der Rest dieser Kreaturen (Sordule) sichtbar, die sich
soeben aus der Decke auf uns herabfallen ließen. Trotzdem wir
gerannt waren, hatte sich einer dieser Scheusale auf meinen
Rücken fallen lassen und trieb seine spitzen, mit
Säure versetzten Zähne in meinen Hals. Ich geriet ins
Taumeln und stürzte der Länge nach hin.
Glücklicherweise war Salix genau über mir und mit
einem festen Tritt flog der Dämon an die Wand und zerplatzte
dort in tausend Säuretropfen.
Trotzdem schwanden mir die Sinne. Ich erwachte erst wieder, als mir
Torben meinen Heiltrank eingeflösst hatte. Immer wieder
erstaunlich welche Kraft in so einer kleinen Flasche stecken kann. Auf
jeden Fall blickte ich an mir herab und sah, dass sich alle meine
Wunden wieder geschlossen hatten. Nun konnte es nicht mehr weit sein,
wir befanden uns bereits im zweiten Stock des Palastes und nur noch ein
Gang trennte uns vor der Treppe in den dritten Stock.
Plötzlich erbebte die gesamte Halle als sich völlig
unglaubliche Kreaturen einen Weg in die Halle brachen. Durch die
Wände, durch die Decke und sogar aus dem Boden kamen sie.
Riesige Gallertklumpen mit einem Horn, die Armant später als
Je-Crizlayk-Ura identifizierte. Überall wurden
Gesteinstrümmer durch die Gegend geschleudert. Einer der
Sonnenlegionäre wurde von einem mannshohen
Trümmerstück der Decke vollkommen zerquetscht.
Während wir alle in verschiedene Himmelsrichtungen davon
spritzten, konnte ich noch sehen, wie einer der
Sonnenlegionäre versuchte mit einem schweren Kriegshammer
einen der Dämonen zu vernichten. Zwar traf er den
Dämon voll, aber der weiche Körper gab einfach nach
und der Legionär wurde durch seine eigene Wucht auf den
Dämon geworfen. Bevor sich der Mann erheben konnte,
lösten sich Fangarme aus dem Gallert und rissen ihn in den
Rachen des Dämons. Es war noch ein kurzer namenloser
Schmerzensschrei zu hören, der aber sofort von dem widerlichen
Mahlen und Schmatzen der Bestie für immer beendet wurde. Da
wir vor den mindestens 5 Kreaturen in verschiedene Richtungen gelaufen
waren, dauerte es eine Weile, bis wir uns alle auf der Treppe zum
dritten Stock wieder trafen.
Das heißt, alle bis auf Mahajin. Erst als wir später
nach einigen Räumen im dritten Stock wieder auf ihn trafen,
sollten wir erfahren, dass er in einem wahrhaft ehrenhaften Kampf gegen
den deutlich überlegenen Meister mit dem Tuzakmesser Toran
Eisenhelm, Hauptmann der Drachengarde über diesen triumphiert
hatte. Nun trennten uns nur noch wenige Räume von unserem
Ziel.
Soeben betraten wir alle den großen Gang, der dem Audienzsaal
vorgelagert war. Durch ein riesiges Deckenlicht fiel die untergehende
Sonne in den Saal und tauchte ihn in ein gespenstisches Zwielicht. Wir
vermeinten im Schatten sich bewegende Figuren erkennen zu
können und dann sahen wir was es war…
Dutzende von großen Gestalten in schwarzen Kutten, in der
einen Hand ein mächtiges gezacktes Schwert, in der anderen
eine neunschwänzige Peitsche. Unter der Kapuze dieses
verderbten Dieners des Herren der Rache glommen zwei rote leuchtende
Augen. Doch warum griffen sie nicht an? Sie schwebten an den
Rändern der Halle entlang und schienen uns gar nicht weiter zu
beachten. Gerade als wir die Mitte der Halle erreicht hatten, geschah
etwas Merkwürdiges. Wo die schwarz Gekutteten eben ruhig
umherschwebten, schien nun jeweils die Hälfte auf einen
einzeln stehenden Hesthot an den Seiten der Halle zuzustreben. Zuerst
dachten wir, die Heshtotim würde über einander
herfallen, doch sie verschmolzen miteinander. Je mehr von ihnen sich
verbanden, desto größer schienen die zwei an den
Seiten zu werden. Immer weiter und weiter wuchsen diese unheiligen
Wesen heran, bis wir uns schließlich zwei etwa 4 Schritt hohe
Groß-Heshtotim gegenübersahen. War das Schwert
vorher noch ein Zweihänder gewesen, war es nun wohl eher eine
Waffe zu vier Händen! In diesem Moment durchzuckte mich der
Gedanke, dass die Waffe fast so groß war wie meine Klinge im
Kampf mit dem Levia’Turak.
Gerade als ich mich verdutzt fragte, wieso mir ausgerechnet jetzt
dieser Kampf in den Sinn kam, griffen die Groß-Hesthotim mit
geradezu irrwitziger Geschwindigkeit an. Wohl innerhalb einer Sekunde
hatte der eine die 15 Schritt zwischen Firunja, Salix und mir
überwunden und ließ sein mächtiges Schwert
herabsausen, was ich aber der Herrin sei Dank leicht parieren konnte.
Um meinen Gefährten Mut und Zuversicht zuzusprechen und das
Wohlwollen der Herrin auf unseren Kampf herab zu rufen, begann ich mit
meinem ersten wuchtigen Angriffsschlag, laut ein Gebet an die
himmlische Löwin zu sprechen. Und als ob die Göttin
zufrieden auf mich herabschauen würde, unterlief mein Hieb die
Verteidigung des Heshtots und drang mit deutlicher Wirkung in seine
Seite ein. Salix hingegen hatte weniger Erfolg, denn der Stich seines
zyklopischen Rapiers ging vorbei. Obwohl er genau auf den
Körper gezielt hatte, war es dem Dämon gelungen,
seinen Körper zu drehen. Da sahen wir, dass plötzlich
dünn war wie ein Blatt Papyrus. Einen Wimpernschlag
später stand er wieder in normaler Größe
vor Salix und riss ihn mit einem Treffer
der mächtigen Peitsche von den Füßen.
Firunja hatte sich einige Schritt zurückgezogen und
ließ einen der Pfeile, die sie im Tempel des Herren BORon
erhalten hatte, gezielt mit traumwandlerischer Sicherheit von hinten in
den Kopf einschlagen. Während ich gerade mit dem Beginn eines
neuen Gebetes meine Waffe mit einem weiteren wuchtigen Hieb gegen die
Ausgeburt der Niederhöllen führte, schien sich die
Kapuze des Wesens umzustülpen. Plötzlich sah es so
aus, als würde das „Gesicht“ des
Dämons in Richtung auf Firunja blicken, obwohl der
Körper noch in Salix und meine Richtung blickte.
Trotz dieser Ablenkung gelang es der Bestie sowohl meinem Hieb als auch
einem weiteren Stich von Salix auszuweichen. Wie um sich für
den soeben erhaltenen Treffer zu rächen, schoss seine Peitsche
in Richtung auf Firunja zu, die dem heimtückischen Angriff
aber gekonnt ausweichen konnte. Mit aller Kraft stieß ich
mein nächstes Gebet hinaus und mit einem wahren Hammerschlag
erwischte ich den Groß-Heshtot in der Seite und mein
Tuzakmesser drang fast ohne auf Widerstand zu treffen, durch den Leib
der unheiligen Kreatur. Fast schien es, als ob er noch einmal angreifen
wollte, dann aber rutschte der obere Teil der Gestalt vom restlichen
Körper ab und noch bevor der Oberkörper auf dem Boden
aufschlug, hatte sich er sich in schwarze stinkende Schlacke
aufgelöst.
Auf einmal wurden die Geräusche um mich herum
merkwürdig unwirklich. Nur von fern vermeinte ich die
Zaubersprüche und wütenden Kampfschreie von Torben,
Armant und Rubald zu vernehmen. Fast zwanghaft fiel mein Blick auf die
riesige Klinge des Dämonenschwertes, das im Zeitpunkt der
Vernichtung des Groß-Heshtots direkt vor meine
Füße gefallen war. Merkwürdig spiegelte
sich Blut auf der Klinge und fast vermeinte ich darin eine Fratze
erkennen zu können. „Nimm mich Thallian, ich bin
dein, mach schon, du bist würdig mich zu
führen.“ Bei der Herrin, was geschah hier? Versuchte
etwa der erzdämonische Herr der eben vernichteten Wesenheit
mich auf seine Seite zu ziehen? „Thallian, ich verspreche Dir
alle Macht zu verleihen, die du begehrst, du wärst unbesiegbar
und könntest die Ungerechtigkeit rächen, die Dir
angetan wurde, du musst mich nur aufheben, Nur mit mir kannst du
überleben.“ Einen winzigen Augenblick lang strebte
meine Hand der Waffe zu. Doch dann zuckte ich zurück und spie
angewidert aus. „Niemals werde ich das tun, nie. Bei allem
was mir heilig ist, verschwinde in den Tiefen aus der du aufgestiegen
bist“. „Feigling, glaubst du denn du wärst
mir gewachsen? Sogar deine Götzen haben dich im Stich
gelassen. Komm zu mir und ich werde dir die wahre Macht
zeigen.“ Wild schüttelte ich den Kopf und fuhr das
Wesen an „Weiche von mir Versucher, die Herrin ist mit mir,
auch in den Zeiten meines Versagens und meiner Schwäche, es
gibt nichts was du mir geben könntest, was der Glorie der
Herrin RONdra gleichkäme, HEBE DICH HINGWEG“. Bei
diesem Ruf, klärte sich mein Blick wieder und die Wirklichkeit
drang auf mich herein. Vor mir sah ich gerade noch wie die unheilige
Klinge mit einem wahrhaft niederhöllischen Gestank seinem
Besitzer in seine Sphäre zurückfolgte und zu Staub
zerfiel.
In diesem Moment erbebte das gesamte Gebäude, der Boden hob
und senkte sich als würde eine Welle durch das
Gebäude laufen. Mit einem lauten Knall zersprang das Oberlicht
und wir stürmten mit unseren erneut gelichteten Reihen weiter
in Richtung des Audienzsaales. Kurz bevor wir die Türen
erreichten, sahen wir Mahajin aus einer leicht im Hintergrund
verborgenen Treppe aus dem zweiten Obergeschoss zu uns heraufkam. Er
hatte zwar einige Wunden abbekommen, aber aus seinem Gesicht sprach der
Stolz des hart errungenen Sieges. Endlich wieder vereint, brachen wir
begleitet von einem Choral der überlebenden Praioten und
Bannstrahler die großen Tore zum Ziel unserer stundenlangen
Jagd durch dieses verderbte Gebäude auf.
Und dort erwarteten uns die zwei die wir so lange gesucht hatten.
Fürst Herdin saß aus seinem Thron. Allerdings sprach
aus diesem irre vor sich hinkichernden Mann der komplette Wahnsinn.
Ohne Unterlass war seine Greinen und Lallen zu hören. Im
Hintergrund an einem der zahlreichen hohen Fenster stand wie wir
schnell erkannten Delian von Wiedbrück. Unisono riefen sowohl
Rubald als auch Armando Lanconda DaVanya laut aus „Im Namens
des Reiches und des Herren PRAios, ihr seid verhaftet.“
Betont langsam drehte sich Von Wiedbrück um und
lächelte uns entgegen. Dann befahl er uns still zu sein und so
gewaltig waren seine Worte, dass ich nicht nur still war, sondern mich
noch nicht einmal rühren konnte!
„Das glaube ich nicht, aber ich freue mich euch endlich
kennen zu lernen. Schließlich habt ihr mir schon einige Male
Schwierigkeiten bereitet. Aber keine Angst, ich bin euch nicht
böse. Denn ihr habt mich dazu gebracht Neues kennen zu lernen
und mehr über euch zu erfahren. Ich sehe, dass ihr wirkliches
Potential habt Malträger. Nun musst ihr euch nur noch
über euren beschränkten Geist erheben und die Fesseln
die euch bisher mächtigere Wesen als ihr angelegt haben,
abschütteln. Götter nennt ihr sie, doch sie haben
nichts Göttliches an sich. Falsch und hinterhältig
sind sie und halten die Menschen in ewiger
Unmündigkeit“.
Normalerweise hätte ich bei dieser Blasphemie laut
aufgeschrieen und auch meinen Gefährten erging es sicher nicht
anders, doch ich konnte mich nicht bewegen, ja nicht einmal
böse Gedanken konnte ich fassen. Doch plötzlich
bewegte sich Torben auf Von Wiedbrück zu, trat neben ihn uns
schrie ihn mit merkwürdig veränderter Stimme an:
„ICH BIN ABDUL IBN MUSTAFA IBN AL'HAZRED, DEIN EHEMALIGER
DIENER AUS ZHAMORRAH UND DU WIRST
FÜR DEINEN VERRAT BEZAHLEN!"
Bei diesen Worten riss er die Augenklappe herunter und ein
mächtiger Flammenstrahl schoss aus dem Rubinauge auf Von
Wiedbrück zu. Doch mit einer lässigen Handbewegung
stoppte dieser die Flammen und wischte den Strahl beiläufig
zur Seite, wobei dieser auf einen der wenigen überlebenden
Sonnenlegionäre zu, der mit einem kurzen Schmerzenschrei hell
aufflammte und zu Asche zerfiel.
Zuerst murmelte er verwundert „Kennen wir uns?!“
Doch dann schien er sich zu erinnern: „So Abdul, das ist ja
interessant, du hier? Aber genug davon, nutzt die Gelegenheit und
schließt euch mir an, mit euch zusammen werde ich die
Menschen befreien und die Freiheit geben“.
Wir bemerkten, dass wir uns langsam wieder bewegen konnten und Firunja
rief ihn entrüstet an: „Welche Freiheit denn
Borbarad? Die Freiheit unter deinen Dämonen für deine
Machtgelüste zu sterben oder andere statt uns zu
unterdrücken?“ Erst da sahen wir, dass es
tatsächlich Borbarad war. Wie hatten uns bis jetzt die sechs
Finger an jeder Hand verborgen geblieben sein können? Erst
nach dem Ausbruch von Torben und der Rede von Firunja fiel es mir wie
Schuppen von den Augen. Das hatten wir ja schon einmal gesehen, an
jenem Tag nämlich, als Borbarad dem Kessel im
Nachtschattenturm in Weiden entstiegen war.
Zeitgleich und ohne uns abgesprochen zu haben, schleuderten Mahajin und
ich die Worte der heiligen Ardare dem zwölffach verfluchten
Dämonenmeister entgegen: „Dir zu ehren
kämpfe und streite ich. Dir zu Ehren und nur in deinem Namen.
Dir zu Ehren ich leb’, Dir zu Ehren ich sterb’, Dir
zu Ehren bis in Ewigkeit.“ Leise seufzte Borbarad darauf hin
auf. Doch nicht etwa wütend und verärgert. Nein er
schien enttäuscht zu sein, fast so wie wenn ein Kind etwas
verbrochen hat. „Nun gut, ihr könnt selbst
wählen und habt euch falsch entschieden. Also lebt nun mit
eurer Entscheidung.“
Da hörten wir plötzlich hinter uns Schritte und
Ucurian Jago mit etwa zwei Dutzend von den Kämpfen
gezeichneten Soldaten, darunter auch die Boron Armbruster, sowie
Commandanta Adranez und der Golgarit Gernot von Mersingen,
stürmten in den Thronsaal. „Lux Triumphat“
brüllte er uns die Soldaten umstellten von Wiedbrück
und Fürst Herdin.
Armando Lanconda DaVanya trat hervor und abermals rief er mit lauter
und eindrucksvoller Stimme: „Delian von Wiedbrück
ihr seid verhaftet!“
Doch dieser brüllte „GENUG DER SCHARADE!!“
und mit diesen Worten schälte sich aus dem Körper des
Delian von Wiedbrück Borbarads Körper eines alten
Mannes, so wie wir ihn damals in der GOR beim Kampf gegen Rohal gesehen
hatten. Bei diesen Worten trat er in die Mitte des Raumes und rammte
seinen merkwürdig gekrümmten Stab tief in den
Steinboden der Halle.
Mit einem Ohren betäubenden Knall erbebte die Erde, warf
wieder Wellen durch den Raum und riss uns alle von den
Beinen. Aus der Spitze des Stabes entwichen wirbelnde schwarzen
Kreaturen, die sofort begannen unter der Decke des hohen Raumes umher
zu fliegen und sich von dort auf unsere Begleiter und uns zu
stürzen. Aber was gleich drauf erschien, ließ uns
den Atem stocken. 4 Shruufya entstiegen dem wabernden Grau des Limbus,
um sich ohne zu zögern auf uns stürzen. Schon
schossen zwei lange Tentakel auf mich zu, von denen ich einen gerade so
mit meinem Tuzakmesser parieren konnte. Der andere traf mich zwar,
wurde aber von meiner Rüstung abgehalten. Mit einem
„Herrin RONdra“ auf den Lippen, sprang ich vor und
trieb mein Schwert tief in einen der Fangarme des
Viergehörnten, der daraufhin in hohem Bogen davon flog.
„Optima Maxima“ und in diesem Moment wehrte ich den
Angriff des Schnabels des Shruufs entschlossen ab.
Plötzlich schoss einer der Schatten von der Decke auf mich
herab und raubte mir fast die Sicht. Aus den Augenwinkeln konnte ich
aber gerade noch erkennen, dass Firunja einige Schritte
zurückwich um den viergehörnten Diener von RONdras
Widersacher mit ihren Pfeilen zu Leibe zu rücken.
Salix und Mahajin bekämpften währenddessen
den zweiten Shruuf auf unserer Seite der Audienzhalle. Wie es unseren
anderen Gefährten erging konnte ich leider nicht erkennen.
„Herrin der Heerscharen“ und mit weiteren
mächtigen Hieb trieb ich mein Schwert erneut tief in den
massigen Körper des Dämons. Plötzlich wandte
sich Salix meinem Shruuf zu und ließ Mahajin mit seinem
Shruuf allein, der darauf hin einen kombinierten Angriff mit seinen
Tentakeln und dem Schnabel startete und Mahajin einen schweren Schlag
beibrachte der ihn einige Meter zurückschleuderte. Mit einem
entschlossenen „Himmlische Sturmlöwin
hilf“ sprang ich vor und bohrte mich mit meinem Tuzakmesser
tief in das Auge der Bestie, die daraufhin ihr unheiliges Leben
aushauchte und zurück in ihre Domäne fuhr.
Plötzlich blitzte es auf und für meinen soeben
vernichteten Feind trat ein neuer Shruuf aus dem Limbus. Gerade noch
rechtzeitig konnte ich herumwirbeln und einen in unglaublicher
Geschwindigkeit auf Mahajin zurasenden Tentakel des zweiten Shruufs
abschlagen, was mich aber durch den Schwung aus dem Gleichgewicht
brachte. So hatte ich keine Möglichkeit mehr den
heranpeitschenden Tentakel abzuwehren, der mich schwer in der Seite
traf und mit aller Gewalt gegen eine der Säulen der Halle
schleuderte. Mit einem hässlichen Knacken meiner Rippen schlug
ich auf dem Stein auf und alle Luft wurde mir aus meinen Lungen
gepresst, sodass mir kurz die Sinne schwanden und ich zu
Füßen der Säule zu Boden sank.
Groß und mächtig ragte der Dämon vor mir
auf. Aus seinem Schnabel drang ein lauter Triumphschrei und seine
Fangarme wedelten durch die Luft, als suchte er die Aufmerksamkeit der
Anwesenden vor der Vernichtung eines Dieners der Sturmlöwin zu
erhaschen. Fast wie ein Dirigent im Horasreich erhob er seine Arme
steil in die Höhe um gleich auf mich herabzufahren und mich in
die ewige Verdammnis zu reißen.
„Duu widerliche
weißßßßeeee Maaddeee, hasssst
du noch immmerrrr nichhhht verstannndennn?“ Was war jetzt
das? Woher kam diese Stimme? Der Shruuf schien in der Luft vor mir
erstarrt zu sein und schon wieder hörte ich die Stimme in
meinem Kopf: „Errinnnnnnere dichhhhhhh, lasssss die Wuuut
obsieeegennnn, wasssss
zzzzöööööögerssssttt
duuuuu nochhhhh?“ Diese Stimme…. Sie klang wie das
Gezische des Levia’Turak in der Arena, in der ich meinen
größten Frevel begangen hatte. Wie konnte ich da
meiner Wut nachgeben? Ich zögerte, doch dann drängten
sich die Bilder des Kampfes mit aller Macht in meinen Geist. Wie ich
mich in selbst in einen Leviathan verwandelt hatte und mit dem
Wächter gerungen hatte. Als ob diese Gedanken ein Tor
geöffnet hätten, brach sich nun die Kampfeslust in
meinen Adern bahn. Alle Schmerzen schienen wie weggeblasen zu sein und
grünliche Schuppen durchbrachen meine Haut und mit ihnen wuchs
das Wissen um meine eigene Überlegenheit und Stärke.
Als ob ich nie verletzt worden wäre sprang ich auf die Beine
uns besah mir meinen Gegner. WAS? Vor dieser lächerlichen
Gestalt hatte ich Angst gehabt? Vor diesem zu groß geratenen
Huhn mit seinen viel zu kleinen Beinen und dem putzigen Schnabel? Nein
soweit war es noch nicht!
Auch der Shruuf hatte meine Veränderung bemerkt wich etwas
zurück. Mit dem Gefühl vollkommener
Überlegenheit sprang ich vor und drang unbarmherzig mit
mächtigen, weit ausholenden Hieben auf den fast
überrascht wirkenden Dämon ein. Einem ersten Hieb
konnte die Kreatur noch ausweichen, aber schon die nächsten
Schläge trafen die niederhöllische Wesenheit mit
wilder Kraft. Ich spürte genau, dass nichts und niemand mehr
mich würde aufhalten können. Weiter und weiter trieb
ich den Viergehörnten zurück, bis ich mich entschied
diesem Spiel ein Ende zu bereiten. Elegant tauchte ich unter den zum
Schlag heranrasenden Tentakeln hindurch und mit einem „Gloria
in Excelsis“ bohrte ich mein Tuzakmesser bis zum Heft von
unten in den Schädel des Dämons. Dieser zuckte noch
ein paar Mal und stürzte dann mit seinem lauten Krachen zu
Boden. Wilde Zufriedenheit durchflutete mich und ich sah mich nach
weiteren Gegnern um.
So konnte ich gerade erkennen, wie Torben und Armant auf den Stab zu
stürzten und versuchten diesen aus dem Boden zu
reißen. Doch erst als Rubald sie ergriff und mit aller Gewalt
umrannte, löste sich der Stab und alle drei stürzten
zu Boden. Auf einmal änderte sich die Szenerie vollkommen. Die
Dämonen und fliegenden Schatten unter der Decke brachen ihre
Angriffe auf uns sofort ab und stürzten sich auf den
Dämonenmeister. Zumindest versuchten sie es. Mit einem
leichten Fingerschnippen verschwanden sie alle, als wären sie
niemals da gewesen. Bevor wir noch etwas tun konnten, fuhren Borbarads
6 Finger durch die Luft und zerschnitten damit den Raum, sodass das
wabernde Grau des Limbus zu sehen war. Ohne eine Regung auf seinem
Gesicht verschwand er.
Schwer atmend blickten wir uns um. Wir hatten gesiegt, aber zu welchem
Preis? Von den nahezu 100 Mann, mit denen wir heute Mittag den Palast
gestürmt hatten, lebten jetzt nur knapp ein Zwei Dutzend.
Ucurian Jago, Armando Lanconda Da Vanya, die Boronis, wir und noch ein
paar wenige Soldaten. Müde und zerschlagen verhafteten wir
daraufhin den noch immer lallenden Fürst Herdin und
marschierten unter den verwunderten und erschreckten Blicken der
Bevölkerung zurück zum Tempel des Raben.