Aus dem Tagebuch des Magiers Torben ibn Abdul, des Ersten Gezeichneten:

9. Rondra 26 Hal
In der Nähe des Friedhofs der Seeschlangen

Als wir nach der schnellen Flucht aus der echsischen Stufenpyramide etwas Atem geholt hatten, konnten wir aus der Ferne in aller Ruhe zusehen, wie das Gebäude bebte, erzitterte und schlussendlich größtenteils zusammenstürzte.

Nachdem Yo’Naho sich nicht über die Klippe schwang um uns zu verfolgen, schlugen wir ein Stück weiter im Wald ein etwas stabileres Lager auf. Zuerst wurden die zahlreichen Wunden verbunden, dann begann Firunja ein Gebet, um für uns alle um Heilung zu bitten. Sie versuchte zwar es sich nicht anmerken zu lassen, aber ich konnte doch sehen, dass ihr Blick mehrfach zweifelnd über die zahlreichen Verwundeten glitt. Auch die Macht der Geweihten ist nicht unerschöpflich. Wie immer beteten wir ehrfürchtig mit. Einen Moment hatte ich sogar das Gefühl, als würde ich die Macht des Mirakels direkt spüren, als würde ich einen Teil dazu beitragen... Vermutlich die Nerven.

Trotz allem gelang es ihr den Heilsegen auf alle Verwundeten zu sprechen, wonach die Lage schon deutlich entspannter aussah.

DeLinth wickelte dann sein neu gewonnenes Dämonen-Schwert fest in seinen Regenumhang. Da ich ihn ja nun schon etliche Jahre kenne, konnte ich die Anstrengung in seinen unbewegten Augen sehen, die es ihn kostete das Schwert wegzulegen. Kein gutes Zeichen.

Nachdem wir nun das Tongefäß zertrümmert und die echsische Botenlibelle losgeschickt hatten, konnten wir hier nur noch warten und uns erholen.


10. Rondra
Kaum aufgewacht, machte ich mich daran das Zepter der Echsen magisch zu untersuchen. Ohne den vorbereitenden Odem zwar nicht ganz so einfach, aber bei diesem Artefakt hätte ich mir sicher die Augen ausgebrannt. Schon der doch deutlich besser abgeschirmte Oculus hatte mich auf 30 Schritt Entfernung geblendet und mir für Stunden lästige Kopfschmerzen beschert.

Obwohl ich ein mächtiges Artefakt erwartet hatte, war ich doch überrascht. Die Ausstrahlung des Zepters entsprach in etwa der eines alten Drachen oder eines Erzdämonen! Der größte Teil seiner Magie befand sich in ruhendem Zustand. Astrale Verbindungen endeten teilweise im Nichts. Das Artefakt war daher offensichtlich Teil einer größeren Anordnung.
Die Magie beruhte auf uralten echsischen Techniken, die mit den Methoden aus dem LZS so viel gemein haben, wie die aktuelle Gildenmagie mit den Ritualen der Kophtanim.
Neben seiner inaktiven Komponenten, enthielt das Artefakt zahlreiche Muster aus dem Bereich der Invocatio und Exvocatio, allesamt spezifiziert auf die Domäne der Charyptoroth. Es würde wohl Beschwörungen und Exorzismen dieser Domäne erheblich erleichtern.
Für uns trotz seiner Macht also insgesamt nicht einsetzbar und mit zu vielen unbekannten Funktionen behaftet. Sollen die Echsen es zurück haben.

Obwohl meine Kräfte nach der zehrenden Analyse völlig erschöpft waren, musste ich das Schwert natürlich ebenfalls noch untersuchen. DeLinth unterstützte mich daher im Unitatio mit der Energie und zahlreichen „nützlichen“ Ratschlägen. „Fass es ja nicht an!“ Als ob ich sowas auch nur mit einer Schmiedezange anfassen würde! Ein Schritt Entfernung reicht bei einer so starken Matrix auch völlig aus.
Das Schwert enthielt ebenfalls zahlreiche offene Verbindungen, vermutlich um sich an seinen Träger zu heften. Einige mir vage bekannt erscheinende Canti stärken die Kampfkraft des Trägers. Gegen die Anwendung durch „Unwürdige“ ist es mit mächtigen Abwehrzaubern versehen. Besonders für Geweihte würde selbst eine kurze Berührung schwere Wunden verursachen. Nur derjenige, der seinen Wahren Namen („Yamesh-Aquam“) kennt, kann es führen. Und selbst dann muss es der Träger seinem Willen unterwerfen und den ersten Abwehrschlag überleben. Wie gut, dass wir den Namen vor dem Kampf noch in den Unterlagen des thorwalischen Zauberschmiedes gefunden hatten.
Von einer Anwendung des Schwertes würde ich dringend abraten, denn seine Kraft zieht es teilweise aus dem Sikaryan des Trägers, was bekanntlich zur Verwandlung in einen verfluchten Vampir führen kann. Es würde mich auch nicht wundern, wenn dieser dann unter der direkten Kontrolle erzdämonischer Wesenheiten stehen würde.

Anschließend blieb uns nur noch auf die Geschuppten zu warten.

Gegen Mittag traten die uns bekannten drei Echsen dann im Dauerlauf aus dem Wald. Nachdem sie uns angemessen unterwürfig begrüßt hatten, durften sie kurz das Zepter sehen.

DeLinth jammerte im Laufe des Tages völlig uncharakteristisch herum, da er erst jetzt begriffen hatte, dass das Henkersschwert des Blakharaz-Paktierers Praiotin von Rallerau die Seelen ihrer Opfer in sich aufsaugen und damit ja Borons rechtmäßigem Zugriff entziehen. Und in Armida haben wir so ein Schwert als Trophäe an die Wand gehängt, anstatt es zum Boron Tempel in Punin zu bringen, um dort die Seelen befreien zu lassen. Er schwor hoch und heilig dieses Versäumnis so schnell wie möglich zu korrigieren.

Unter den Ruinen des Echsentempels liegt nun aber ein weiteres Schwert mit gefangenen Seelen. Darum wollte er sich natürlich auch kümmern.

Nachdem er keine Ruhe gab, sahen wir uns die Ruine noch mal an. Die Gänge hinunter waren unpassierbar. An der Klippe hinab konnten wir nicht erkennen, ob es noch einen Eingang gab.
DeLinths Vorschlag ihn angeseilt hinunter zu lassen, lehnten wir kurzerhand ab. Direkt unter der Klippe ist im Wasser immer noch der schwarze Kreis des bodenlosen Loches zu Charyptoroths Domäne zu erkennen. Nicht auszudenken, was dort alles plötzlich nach ihm greifen könnte…

Stattdessen ließen wir mein Himmelsauge an einem Seil hinunter. Sehen konnte ich dadurch immer noch nichts, da der Eingang zur Ritualhöhle von einem dichten Tangvorhang versperrt wird.
Nach einem kurzen hin und her schwingen wurde mir das ganze zu dumm und vor allem zu gefährlich. Sollte meine Kugel in die bodenlose Tiefe fallen, würde ich mich nicht darauf verlassen wollen, dass der Apport ausreicht um sie zurück zu bringen. Wir vereinbarten dann bei nächster Gelegenheit einen Boron-Tempel zu informieren, der sich darum kümmern sollte. Notfalls heuern wir einfach selber im nächsten Gasthof ein paar Abenteurer für die Bergung an und lassen uns das Ding direkt nach Armida liefern.

Die Echsen warteten bereits ungeduldig als wir zurück zum Lager kamen. Die konnten es wohl kaum abwarten, das Zepter wieder an seinen angestammten Platz zu bringen. Sollte es nicht bald zurück sein, würde der Leviatanim sterben. Ich musste mich sehr beherrschen, daraufhin nicht auf einem Abstecher nach Tuzak zu bestehen oder einen ähnlichen Umweg zu verlangen. Ehrlich gesagt war ich aber auch sehr darauf aus, die neunmal verfluchte Insel endlich endgültig hinter mir zu lassen.
Nun überraschten sie mich, als der Kristallomant einen Zauber wirkte, der es uns allen ermöglichte ohne jede Ermüdung den ganzen Tag durch den Dschungel zu rennen. Pflanzen und Tiere hinderten uns nicht und keiner von uns wurde von irgendwas gebissen oder gestochen. Ein traumhaftes Erlebnis!

Aus dem Kristallomanten konnte ich herausbekommen, dass es sich um eine sehr astralenergie-intensive Kombination dreier Sprüche handelt. Eine Eigenentwicklung auf die er sehr stolz war. „Das Rennen des Echs“ (vermutlich der elfische Movimento) plus „Leib des Humus“ plus „Echs ist Eins mit Natur“. Keiner der Sprüche war mir bekannt, und so wirklich lernen wollte ich diese auch nicht.

Nach vier Tagen mit nur kürzesten Pausen erreichten wir Ssel’Althach.

 
13. Rondra
Ruinen von Ssel’Althach

In den Ruinen trat uns aus dem riesigen Portal der drei Schritt große, hässliche Riesenfrosch, den die Echsen als Hüter eines der Siegel von Akrabaal bezeichneten, in Begleitung zweier Achaz-Krieger entgegen. Sein Körper war mit frisch aussehenden offenen Wunden übersäht. Laut unseren geschuppten Führern waren dies die Wunden aus dem Kampf gegen die Paktierer, die nicht heilen würden, bis seine Krieger-Ehre wieder hergestellt war. Ein seinen feuchten Patsch-Händen hielt er eine riesige, monströse Echsen-Axt mit zahlreichen Haken, Dornen und Klingen.
Einer der Echsen-Krieger dolmetschte die Rede des N’Chriss’Zhay ins Garethi, wobei er allerdings einige Bezeichnungen sehr diplomatisch übersetzte. Aus „die ekligen Weichmaden“ wurde so zum Beispiel ein einfaches „ihr Menschen“.
Ich übergab dem Frosch das Zepter und wollte mich gerade zum gehen wenden, als er irgendetwas von „Ehre wiederherstellen“ quakte und die Luft um uns herum plötzlich rot aufleuchtete. Bevor ich reagieren konnte, fand ich mich auf den Rängen einer riesigen Arena aus Stein wieder. Über mir leuchtete ein roter Himmel, offensichtlich  waren wir in einer Minderglobule.
Im Sand der Arena standen sich der riesige Froschkrieger, nun mit einem bösartig aussehenden Speer und Thallian mit seinem Rondrakamm gegenüber. Zwar waren immer noch die alten Wunden des Leviatanim zu sehen, doch er wirkte fast erholt und kraftgeladen.

Um uns herum tauchten hunderte von Echsen auf den Rängen auf. Achaz, Maru und noch hässlicheres geschupptes Gezücht. Sie begannen sofort ihren Champion anzufeuern und die „Weichmade“ mit Essensresten zu bewerfen. Zum Glück erreichte kein Wurf das weit entfernte Ziel.

N’Chriss’Zhay erklärte kurz etwas über das Dha’Churrisch, das Duell zur Wiederherstellung der Ehre. Aufgrund vieler mir unbekannter Begriffe konnte ich meinen Gefährten allerdings nur ein ratloses Schulterzucken statt einer Übersetzung bieten.

Der Riesenfrosch verbeugte sich in alle Richtungen und dann gegenüber Thallian. Als dieser die Verbeugung gerade erwiderte, sprang der Leviatanim schon in einem riesigen Satz auf ihn zu. Ein fieser Tritt schleuderte meinen Gefährten durch die Arena, wo er keuchend liegen blieb. Der Frosch blieb statt nachzusetzen stehen und ließ sich von der Menge feiern, während er seinen Speer über den Kopf hielt.
Thallian rappelte sich benommen auf und schien auf sein Schwert gebeugt etwas zu murmeln. Danach richtete er sich mit neuer Energie auf und stürmte seinem Gegner entgegen.
Den ersten Schwerthieb parierte der Echs, indem er Thallians Arm mit seinem langen Arm am Schwert vorbei packte und ablenkte. Er hätte den Schlag sicher auch parieren können.

Seltsam, mit dem Speer und seiner überlegenen Größe hätte er Thallian lässig auf Abstand halten können. Dieser hätte es sehr schwer gehabt, an seinen Gegner überhaupt heran zu kommen, wenn dieser es darauf angelegt hätte. Aber der Frosch konterte entweder waffenlos oder eng am Körper mit dem Speer.
Nun begann er jedoch mit einem bedrohlich aussehenden Ausfall. Hieb um Hieb prasselte auf Thallian nieder, der allerdings alles gekonnt parierte.
Danach hüpfte er ein Stück zurück und wirbelte den Speer lässig mit einer Hand über dem Kopf, während er Thallian mit der anderen Hand zu sich her winkte.
Unser Geweihter wurde derweil immer wütender. Offenbar hatte er deutlich das Gefühl verspottet zu werden. Mit hochrotem Kopf stürmte er mit seinem Rondrakamm über dem Kopf wirbelnd auf seinen Gegner zu. Dieser sprang ihm aus dem Stand entgegen und traf ihn mit einem Sprungkick mit den Beinen am Oberkörper. Thallians Rondrakamm wirbelte durch die Luft, während er selber meterweit durch die Arena flog und schlitternd zum Stillstand kam.

Wieder posierte der Frosch für das Publikum, das in frenetischem Jubel ausbrach. Diese Atempause nutzte Thallian um sein Schwert wieder zurück zu holen, um dann sofort wieder mit einem Sturmangriff zurück zu rennen. Wieder hüpfte ihm der Riesenfrosch entgegen, diesmal aber mit zum Stoß erhobenem Speer. Ein tödlicher Angriff!
Mit einem mörderischen Krachen trafen die beiden Krieger aufeinander. Der Speer bohrte sich in Thallians Schulter, während sein Schwert ebenfalls eine riesige Wunde riss. Unser Geweihter schien die hässliche Wunde nicht einmal zu bemerken, während sein Gegner sichtbar das Gesicht verzog. Als er mit dem Speer dann wieder ausholte, war ihm allerdings ebenso wenig eine Beeinträchtigung seiner Kampfkraft anzumerken wie unserem Geweihten.

Thallian steigerte sich langsam in einen Kampfrausch. Hieb um Hieb wirbelte auf den Leviatanim nieder, der jedoch alles mit dem Speer parierte oder mit lächerlich wirkenden Sprüngen auswich. Als Thallian ihn nach fast einem Dutzend Hieben einmal verfehlte, warf er ihn mit einem Tritt seines absurd langen Beines zu Boden, sprang dann überraschend ein paar weite Hüpfer zurück und posierte wieder für das Publikum. Ohne sich um seinen, sich wieder keuchend aufrappelnden, Gegner zu kümmern, drehte er Thallian den Rücken zu und nahm die Anfeuerungen und Jubelrufe der echsischen Zuschauer entgegen. Die Buh-Rufe meiner Gefährten verhallten ungehört.

Unser Rondra-geweihter Freund scharrte mit den Füßen wie ein wütender Stier und stürmte dann wieder laut brüllend auf seinen Gegner zu. Doch der Leviatanim ignorierte ihn und wandte ihm weiter den Rücken zu. Entweder wollte er ihn verspotten, oder er war zu sehr in den Jubel des Publikums verliebt.
Näher und näher stürmte Thallian, jeden Moment rechnete ich damit, dass der Riesenfrosch herumwirbeln und den Angriff geschickt parieren würde. Kurz bevor er in Schlagweite kam, sah ich einen Ausdruck der Verwirrung und des Zweifels in das Gesicht meines Gefährten treten. Der Leviatanim ignorierte ihn einfach!
Nun würde Thallian nichts anderes übrig bleiben, als seinen Angriff abzubrechen und irgendwie anzuhalten, ohne gegen den geschuppten Hintern seines Gegners zu prall... …doch was war das? … Er schlug zu! …  Er schlug tatsächlich zu! … Ein weit ausgeholter Hieb traf den Gegner am Bein und riss eine tiefe Wunde.
Die eben noch jubelnde und tobende Menge verstummte mit einem Schlag. Stille senkte sich über die Arena. Der Leviatanim drehte sich nun endlich um und starrte völlig ungläubig zuerst auf sein Bein und dann auf seinen Gegner.
Thallian starrte auf sein Schwert, als ob es ihn eben verraten hätte. Das Blut wich ihm aus dem Gesicht, und seine Hand fuhr zu der Wunde an seiner Schulter, als würde er sie erst jetzt bemerken.

Neben mir konnte ich das verwirrte Getuschel meiner Gefährten hören. DeLinth räusperte sich: „Das habe ich gerade nicht wirklich gesehen oder?“ Mahajin schlug die Hände vor sein Gesicht und Salix war tatsächlich die Luft weggeblieben. Selbst Firunja war sichtlich erbleicht.

Ich konnte es ebenfalls nicht glauben. Thallian musste von Dämonen besessen sein oder ähnliches! Natürlich, Besessenheit oder ein übler Zauber. Sofort aktivierte ich meinen Rubinblick. Auf diese Entfernung würde ich zwar keine genaue Analyse vornehmen können, aber...
Blendender Schmerz durchschoss meinen Kopf vom Augapfel bis zum Hinterkopf und dann weiter bis in die Zehenspitzen. Die magische Aura hier war so stark, dass ich sofort das Bewusstsein verlor und ohnmächtig vom Stuhl glitt.

Als ich unter dem fürsorglichen Tätscheln von Firunja wieder zu mir kam, schoss ich sofort hoch und sah mich um. Ein heftiger Schwindelanfall hätte mich beinahe sofort wieder zu Boden geschickt, aber mit krampfhaftem Griff konnte ich mich an dem Sitz vor mir festhalten.

In der Arena bot sich mir ein unglaublicher Anblick: Armant DeLinth stand mitten in der Arena und sah interessiert zu, wie sich zwei riesenhafte Leviatanim einer mit einem gigantischen Schwerter, der andere mit einer noch furchteinflösenderen Echsenstreitaxt, duellierten. Hektisch blickte ich mich um. Alle meine Gefährten saßen um mich herum, nur Thallian fehlte. Dieser Narr! Ich schlug mir an die Stirn und rief, in dem vergeblichen Versuch das Getöse der anderen Zuschauer zu übertönen, in die Arena: „DeLINTH! Du NARR! Was hast Du jetzt wieder angestellt! Du kannst Thallian doch nicht einfach in einen Leviathan verwandeln! Die Nebenwirkungen des Salanders in einer so starken Aura sind doch gar nicht absehbar.“

Firunja zog mich zurück und beruhigte mich. Abwechselnd mit Salix, der von der anderen Seite auf mich einredete, informierte sie mich über die Ereignisse die ich verpasst hatte:

Nach dem hinterhältigen Schlag von hinten hatte der Riesenfrosch seinen immer noch unter Schock stehenden Gegner widerstandslos entwaffnet und ihn mit verächtlicher Geste in die Ränge teleportiert. Dann hatte er den Rondrakamm in einen Ring gebogen und aus der Arena weggeschleudert.
Er muss auch eine längere Rede zum Thema N’Churr, also „Kriegerehre“, „Dha’Churrisch“ als „Zweikampf zur Wiedererlangung der Kriegerehre“, dem „Kampf bis zum 2 ½ ten Blut“ gehalten haben, aber da ich nicht da war und DeLinth mit dem Akzent nicht zu Recht kam, hatten meine Gefährten nur eine vage Ahnung wovon er redete. Jedenfalls hatte Thallian offenbar nicht nur gegen seinen eigenen Ehrenkodex, sondern auch gegen den des Kr'Thon'Chh verstoßen.

Mit einer einfachen Geste hatte der Riesenfrosch anschließend DeLinth in die Arena hinunter teleportiert. Seinen Speer hatte er in die Höhe gehoben, woraufhin sich dieser in eine Peitsche mit neun Schwänzen verwandelt hatte. DeLinth nutzte die Gelegenheit, um das von mir erschaffene Schutzartefakt zu aktivieren. Von seiner Astralenergie gespeist, würde es ihm denselben Schutz wie eine Plattenrüstung verleihen.

Offenbar hatte der Leviatanim vorgehabt, seinen Gegner einfach durch die Arena zu peitschen. Da war er aber an den falschen geraten! Sein Flammenschwert aktivierend drang DeLinth auf ihn ein. Die Peitschenhiebe prallten wirkungslos gegen den Schutz der Magie des Erzes.

Überrascht machte der Leviatanim ebenfalls eine Geste, die ich nur als Armatrutz Variante interpretieren konnte. Nur offenbar nicht so wirkungsvoll. DeLinths Schwert kam durch und riss eine rauchende Wunde. Offenbar verhindert sein eigener Kriegerkodex, dass der Leviatanim Magie einsetzt solange sein Gegner dies nicht auch tut.

Erneut hob der Riesenfrosch seine Waffe über den Kopf. Nun wurde sie zu einem mächtigen Kampfstab. Ob er eine vielfach beschleunigte Transformatio Variante einsetzte? Ein mit weiten Sprüngen beginnender Sturmangriff durchbrach DeLinths Schutz und ließ ihn zehn Meter durch die Luft wirbeln. Blut spritzte von seinen Lippen als er wieder hoch kam.

Salix meinte, Thallian sei zu diesem Zeitpunkt, trotz aller Versuche von Firunja, nicht ansprechbar gewesen und hätte nur vor sich hin gestarrt.

Nun wurde der Stab der Echse zu einem riesigen gezackten Speer. Ein weiterer Sprung, ein Stoß und DeLinth war an den Boden der Arena genagelt.

An dieser Stelle kam dann plötzlich wieder Leben in unseren Krieger. Er stürzte sich rücksichtslos die sicher 5 Meter von der Zuschauertribüne zum Arenaboden hinunter. Wie durch ein Wunder ohne sich zu verletzen. Unbewaffnet rannte er brüllend durch die Arena: „ICH habe gefrevelt! Lass nicht meinen Gefährten für meine Taten büßen! Nimm mich!“

Der Arm des Echsenwesens hob sich, der Speer stieß auf DeLinth hinunter. Und verfehlte ihn um eine Handbreit. Der Leviatanim drehte sich zum herbei eilenden Thallian um.

„Ichh daccchhte Du hhaaben Ehhre. Icchh dachhhte Du kämpfen im Dha’Churrisch, bis zum 2 1/2ten Blut. Aber Du verssssagt haben. Du Unwürdig. Wasss Du noccch hier wollen?“

"Ich will kämpfen! Nach Deinen Regeln und mit allen Waffen die Du mir zugestehst.", waren die doch eher zaghaften Worte meines Gefährten.

Der Frosch lies seine Zunge abfällig durch die Luft zischen. "Du niccchhht verssstehen. Du können kämpfen mit wasss Du haben."

Daraufhin muss Thallian seinen lächerlich kleinen Dolch gezogen und angegriffen haben. Der Riesenfrosch erhob ein lachendes Quacken, die Arena voller Echsenwesen schloss sich an.

"Wenn Du meinen damit antreten zzzu müssssen, Deine Entsssccheidung. Dein Wille zzzählt."

DeLinth hatte sich derweil aufgerafft und warf Thallian seinen Stab zu. "Nimm den, das ist besser als nichts!" Der Stab flog über 30m durch die Luft und blieb griffbereit neben Thallian in der Luft schweben. Salix meinte, er hätte Thallians Gehirn bis zur Tribüne knirschend anlaufen hören, als dieser den schwebenden Stab anstarrte. Er nahm ihn und meinte dann zögernd: "Ein Schwert wäre besser."
Der Stab verschwamm und Thallian hielt ein Schwert in der Hand. Und was für ein Schwert! Ein riesiges Echsenschwert mit Haken, Riffeln und Zacken. Am besten hätte man es als Vier-Händer bezeichnen können. Selbst für den drei Schritt großen Leviathanim wäre es ein Zweihänder gewesen. Natürlich war es so schwer, dass Thallian es kaum halten konnte und die Spitze prompt in den Staub der Arena krachte.

Der Riesenfrosch nickte: "Du langsam begreifen."

Nach einem kurzen Schlagabtausch, bei dem Thallian das Riesenschwert kaum unter Kontrolle halten konnte, trat er wieder einen Schritt zurück. Der Echs wartete ab. Thallian konzentrierte sich. Langsam wuchs er, wandelte sich. Schuppen überzogen seine Haut und ein langer Schwanz erschien. Augenblicke später standen sich zwei gewaltige Leviatanim gegenüber.

Zu diesem Zeitpunkt war ich dann wieder zu Bewusstsein gekommen. Während meine Gefährten mich auf den aktuellen Stand brachten, hatten die beiden Riesen in der Arena nichts mehr zurück gehalten. Schlag folgte auf Schlag. Parade auf Parade. Einmal prügelten die beiden sogar mit Schwanzhieben aufeinander ein, was für Thallian sicher ein recht ungewohntes Manöver war.

Das Publikum feuerte nach einer Weile beide Krieger ohne Unterschied an. Nun hatte die "Weichmade" also endlich die Regeln des Dha’Churrisch verstanden! Um mich herum konnte ich einige Diskussionen der echsischen Zuschauer durch den Lärm hören. Man war sich sichtlich uneins, ob der Leviathanim nicht zuerst unehrenhaft gehandelt hatte, indem er Thallian nicht über die Fähigkeiten der Arena informiert hatte. Das Ehrenduell sah eine solche Aufklärung nicht vor, aber alle Einwohner von Akrabaal waren natürlich informiert. Von dem unzivilisierten Fremdling zu erwarten selber darauf zu kommen, war wohl etwas viel verlangt.

Ohne Gnade hieben die beiden Riesenechsen weiter wild aufeinander ein. Blut spritzte in hohem Bogen in den Sand. Nach einem besonders heftigen Schlagabtausch hüpfte Thallian ein paar Schritte zurück und winkte seinem Gegner auffordernd mit einer Hand zu. Der Leviathanim nickte und beide stürmten aufeinander los. Das Zusammentreffen ließ ein Krachen durch die Arena tönen, bei dem selbst die Echsen neben mir das Gesicht verzogen. Beide Gegner hatten auf die Parade verzichtet und sich auf den Angriff konzentriert. Blutüberströmt brachen sie nebeneinander zusammen.

Ein letztes Jubelruf des Publikums lies meine Ohren schmerzen, dann waren wir auf einmal in der Arena allein. Rotes Licht leuchtete wieder auf, dann verschwand auch die Arena um uns herum.

Wir fanden uns auf der Lichtung in den Ruinen von Ssel’Althach wieder. Schnell stürzten wir uns natürlich auf die beiden Verletzten. Doch im Licht der gelben aventurischen Sonne, erschienen die eben noch tödlichen Wunden nicht mehr so schwerwiegend.

Kaum waren wir mit dem Verbinden fertig, kamen die drei Achaz aus dem Gebüsch. Trotz des unterwürfigen Verhaltens war mir klar, dass sie uns schnellstens loswerden wollten. Dazu schenkten sie uns Kristalle, die uns ermöglichen würden, in vier Tagen ungehindert durch den Dschungel bis nach Tuzak zu rennen. Dort würden wir dann endlich Fürst Herdin und Kommissar von Wiedbrück treffen und diese ganzen lästigen Probleme mit den Steckbriefen aus der Welt schaffen. Im Hinterland konnte man vielleicht ungehindert gefälschte Steckbriefe verteilen, aber in der Hauptstadt würde die ja bald jemand sehen der uns kannte und dies nachprüfen würde. Dort würden wir dann Bericht erstatten und endlich heimreisen können.


17. Rondra – 18. Rondra 26 Hal
Tuzak

Meine Hoffnungen haben sich leider nicht bewahrheitet. An jeder Straßenecke starren uns Steckbriefe von uns entgegen. Die Belohnung ist inzwischen auf 1000 Dukaten pro Mann gestiegen. Tot oder Lebendig. Mit tief verhüllten Gesichtern schlichen wir uns des Nachts bis zum außerhalb gelegenen Boron-Tempel. Hier hofften wir Hilfe und Informationen zu finden. Die Hochgeweihte Donna Fiorella, die "Bewahrerin der Nacht" nahm uns hilfsbereit auf und brachte uns auf den aktuellen Stand. Der Fürst verhält sich höchst ungewöhnlich. Die Seeblockade wurde immer weiter verschärft, das Volk unterdrückt. Die Diskusstafette, ein wichtiges Ritual der Einheimischen, das am 19. Rondra stattfinden sollte, war zum zweiten Mal auf Annordnung von Kommissar von Wiedbrück untersagt worden. Aufstände wurden mit brutaler Gewalt unterdrückt, zahlreiche Zivilisten waren bereits zu Tode gekommen. Die "Wipfelläufer" waren fast komplett in eine Falle der Armee geraten und seither nicht mehr gesehen worden.
Wir selbst wurden aktiv gesucht. Hausdurchsuchungen waren an der Tagesordnung und sogar vor den Tempeln machte man nicht halt.
Sie zeigte uns auch die Köpfe der KGIA-Agenten die angeblich von den Rebellen ermordet worden waren. Auf der Stirn war das Zeichen des Haranydad eingeprägt worden. Mahajin, oder sollte ich vielleicht besser Leomar sagen, schüttelte nur verwirrt den Kopf. Das Haranydad hat keine Zeichen oder Symbole. Und das komische Diskuszeichen hat er noch nie gesehen.
Magische Untersuchung ergab, dass die Agenten allesamt durch borbaradianische Magie gefoltert worden waren. Die Zeichen wurden dann den Leichen mit dem "Hartes Schmelze" eingraviert.


19. Rondra
Der Ausfall der Diskusstafette hat zu weiteren Aufständen geführt. Die Reichstruppen sind überall. Wir entkamen gerade noch rechtzeitig aus dem Boron-Tempel um einer Durchsuchung zu entgehen. Donna Fiorella vermittelte uns an den Rebellen Scheïjian von Tersschoggyn, dessen Onkel hatten wir in dem netten Kleinen Dorf mit der Hochzeit kennen gelernt. Er war sehr erfreut, als wir ihm die Grüße ausrichteten.
Als jedoch eine 2-Mann Patrouille (ohne Rückendeckung) überraschend sein Haus durchsuchen wollte, konnten wir kaum mit den Augen blinzeln, wie schnell er die beiden Soldaten jeweils mit einem Stilett-artigen Dolch in den Hals gestochen und getötet hatte! Lautlos brachen die beiden zusammen, während er nur ein leises  „Begegnet der Schwester“ zwischen den Zähnen durchpresste.
Während wir noch ungläubig starrten, verbeugte er sich vor uns und stellte sich vor, „Scheïjian von Tersschoggyn, achtbares Mitglied der Bruderschaft vom Zweiten Finger Tsas. Ihr werdet dieses Geheimnis achten und wahren oder sterben.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
Sogar den sonst so selbstbeherrschten DeLinth, sah ich bei diesen Worten unbehaglich schlucken.

Er informierte uns, dass wir unter dem Schutz der Bruderschaft stünden und von ihr versteckt werden würden. Immer wieder wurden wir an den folgenden Tagen zu unterschiedlichsten Zeiten in neue Verstecke in der Stadt gebracht. Unsere Wünsch und Fragen wurden meist nicht zur Kenntnis genommen oder schlicht nicht beantwortet. Doch wir mussten dankbar sein, ohne Hilfe des örtlichen Widerstandes hätten uns die Suchtrupps schon bald aufgespürt.

21. Rondra
Die Hochgeweihte ließ uns mitteilen, dass sie mit Hilfe der "Göttlichen Verständigung" Kontakt mit dem Tempel in Gareth aufnehmen konnte. Auch das Oberkommando in Gareth hat den Kontakt mit Maraskan verloren. Über die aktuellen Vorgänge ist man höchst besorgt. Anfang Efferd sei mit Verstärkung zu rechnen. Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Herrscherpalast zu stürmen und Fürst Herdin fest zu nehmen. Ob er unter magischer Kontrolle steht oder einfach übergelaufen ist, werden wir dann erst hinterher klären können.
Ein blutiger Kampf steht uns bevor, auf den wir uns nun jedoch zumindest in Ruhe vorbereiten können.


23. Rondra
Nach dem Aufladen aller Artefakte und dem Füllen der Stabspeicher, habe ich für Thallian ein neues Schwert besorgen lassen. Er selbst kümmert sich im Moment um nichts außer seinen Gebeten und seine Meditation. Scheïjian besorgte mir unter anderem Gravierwerkzeug, mit dem ich die Zeichen für den Applikatus anbringen werde. Armatrutz Artefakte, die jederzeit vor der nächsten Sonnenwende ausgelöst werden können, sollten uns im Kampf gute Dienste leisten. Außerdem wollte ich noch einen Matrixgeber für einen gestapelten Gardianum und evtl. noch andere Kleinigkeiten vorbereiten.

Mahajin ist von seinem bisherigen Vorbild schwer enttäuscht und hat beschlossen den Rondra-Tempel heimlich aufzusuchen, um das Bastardschwert, Thallian für ihn geweiht hatte, zu spenden, da er überzeugt zu sein scheint, dass es Unheil anzieht. Ich verstehe seine Logik nicht ganz. Wenn er immer in der ersten Reihe kämpft, kann er sich doch schlecht beschweren, dass er immer als erster einen Treffer einfängt. Krieger sind einfach alle wirr im Kopf.


25. Rondra
Mahajin kam heute erst spät in der Nacht wieder in unser aktuelles Versteck über einem Gemischtwarenladen zurück. Er hatte den Rondra-Tempel ohne Aufsehen zu erregen erreicht, Während er noch mit der Geweihten sprach, trat eine Patrouille unter Leutnantin Jendesa von Tuzak ein und begann trotz aller Proteste mit einer Durchsuchung. Als ein Soldat Mahajins Kapuze zurück schlug, wurde er natürlich sofort erkannt.
Ein Dolchstoß entledigte ihn seines Entdeckers, aber als er durch die Seitentüre flüchtete, hatte er nur wenig Vorsprung. Hätte ihn nicht ein hilfsbereiter Bürger in sein Haus gezogen und im Schuppen in einem alten Fass versteckt, wäre er mit Sicherheit gefangen worden.
Hilflos musste er mit anhören, wie die ganze Straße durchsucht und die Einwohner brutal misshandelt wurden. Als wieder Ruhe einkehrte und er sich bei seinen Rettern bedanken wollte, fand er nur noch die Leiche des alten Mannes in seinem Wohnzimmer liegen. Ein weiterer "Unfall auf der Klinge" wie die offiziellen Stellen die zivilen Verluste nennen.


28. Rondra
Die Stimmung in den Straßen wird immer angespannter. Aggression liegt in der Luft. Die Soldaten trauen sich nur noch in großen Truppen in die Stadt, da zuletzt eine komplette Patrouille mitten in der Stadt spurlos verschwand.
Selbst die Einheimischen, die sich seit Jahren mit der Besatzungsmacht herumärgern müssen, sind von der  zunehmenden sinnlosen Brutalität überrascht. Tote und Verletzte nach Durchsuchungen sind an der Tagesordnung.
Kontakte unter den Rebellen sind kaum noch zu finden, die meisten verstecken sich.

Wir wurden vom Boron-Tempel informiert, dass die Verstärkung am Abend des 07. Efferd eintreffen wird. Diese wird in einer kleinen Bucht nördlich von Tuzak an Land gehen. Wir sollen dort warten. Wer oder wie viele Soldaten geschickt wurden, oder ob gar Kampf- oder Bann-Magier dabei sind, wissen wir nicht. Wir können nur das Beste hoffen – und zu den Zwölfen beten, dass es ausreichen wird.


01. Efferd 26 Hal
Nach langem Zögern hat DeLinth beschlossen doch noch zu versuchen, Ausrüstung und evtl. auch Unterstützung, in der örtlichen Magierakademie zu erhalten. Die "Schule des Wandelbaren zu Tuzak" ist auf Verwandlung von Lebewesen beschränkt und sollte bei der hiesigen Vielfalt an Zutaten auch über ein gut ausgestattes alchemistisches Angebot an Elixieren verfügen.

Waffen kann er nicht mitnehmen, ohne auf der Straße sofort aufgegriffen zu werden, daher hat Salix sich bereit erklärt, ihn zu begleiten. Er kann sich schließlich, selbst wenn er nur mit seinen versteckten Dolchen bewaffnet ist, gut seiner Haut wehren.

Die letzten Tage haben beide damit verbracht, ihre Tarnung zu optimieren. DeLinth hat seinen Bart rasiert und den Flechten erlaubt sich auch in seinem Gesicht breit zu machen. Der Anblick ist wahrhaft gruselig. Damit wollte er sich als Händler ausgeben, der sich im Dschungel eine weitere eklige maraskanische Krankheit eingefangen hat und nun Hilfe sucht. Salix spielte den Leibwächter und Diener.

Nach knapp drei Stunden erschienen die beiden mit einem leisen Knall plötzlich wieder mitten in unserem Versteck. Der Transversalis hatte ihnen wohl gerade noch das Leben gerettet.

Salix erzählte dann, wie immer übertrieben dramatisch und mit Gesten, vor denen wir einige zerbrechliche Gegenstände in dem engen Kellerversteck in Sicherheit bringen mussten, ihre Geschichte.

Mit einem geheimen Zeichen der Rebellen gaben sie sich in der Akademie den dort offenbar recht zahlreichen Sympathisanten zu erkennen. Einer davon, ein junger Magus namens Torben Dergeler, erkannte das Zeichen und führte sie durch die Akademie. Hier mussten wir Salix mehrfach unterbrechen, da er sich kaum zurückhalten ließ über die vielen Kinder und Familienmitglieder zu erzählen, die sich in der Akademie herumtrieben. Ich muss ihm allerdings zustimmen. In einem solchen Chaos einen Lehrbetrieb aufrecht zu erhalten, muss schier unmöglich sein. Preiset die einmalige maraskanische Klugheit.

Jedenfalls kamen die beiden dann zur Spektabilität Jandon Bluugh, der wohl ebenfalls ein heimlicher Rebellenfreund ist. Während DeLinth ihm die schockierenden Ereignisse schilderte und dankbar zwei Heiltränke und einen Zaubertrank mittlerer Qualität entgegennahm, wanderte Salix gelangweilt von Fenster zu Fenster.

Während DeLinth mit versteinertem Gesicht vor sich hin starrte, erzählte Salix wie er dann vergeblich versucht hatte, seinen Gefährten zu unterbrechen und ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er im Hof unten niemand anderen als Rayo Brabaker entdeckt hatte! Wie üblich ließ ihn mein Freund nicht zu Wort kommen und befahl ihm kurz angebunden sich nicht in das Gespräch von Spektabilitäten einzumischen. Erst ein lautes, fast schon verzweifeltes: "Rayo Brabaker ist im Hof!" weckte seine Aufmerksamkeit.

Ans Fenster springend sah er nur noch den leeren Kasernenhof. Im nächsten Moment marschierte allerdings schon ein gesamtes, schwer bewaffnetes Banner der Drachengarde unter Leutnantin Jendesa von Tuzak durch das Tor der Akademie und begann unverzüglich mit einer Haus- und Campus-Durchsuchung. Offensichtlich waren auch aus anderen Eingängen Gardisten einmarschiert, denn auch im Gang vor der Türe waren bereits genagelte Stiefel zu hören. DeLinth schnappte sich Salix und transversalierte kurzerhand in unser Versteck.

Nachdem sich alles wieder etwas beruhigt hatte, begannen im Raum zahlreiche Diskussionen, als meine Gefährten versuchten die Ereignisse zu deuten. Ich war derweil noch mit der Fertigstellung einer Arkanoglyphe für den Applikatus beschäftigt. Den ganzen Nachmittag hatte ich schon damit verbracht die runde Gürtelschnalle zu gravieren, die später einen einmalig wirkenden Armatrutz aufnehmen sollte.
Bevor ich noch die letzten feinen Striche vollenden konnte, knallte plötzlich die Kellertüre auf. Meine Hand rutschte von der ungewohnten Arbeit ab und vernichtete das Werk von drei Stunden. Unser Rebellenfreund Scheïjian von Tarschoggyn stürmte atemlos herein und informierte uns, dass die aufgestellten Posten der Rebellen eben bemerkt hatten, dass Gardisten begonnen hatten unser Viertel unauffällig zu umstellen. Es konnte nur noch wenige Augenblicke dauern, bis die ersten Hausdurchsuchungen begannen. Meinen Ärger sofort vergessend, packte ich wie alle meine Gefährten meine wenigen Habseligkeiten und folgte ihm aus dem Keller hoch und durch die Hintertür.

Hier rannten wir direkt in eine vierköpfige Patrouille der Adlergarde, die sofort in Kampfstellung ging. Für subtile Aktionen war keine Zeit, da in den umliegenden Straßen bereits Marschschritte erklangen. DeLinth hob kurzerhand die Faust und rief "Horriphobus!" woraufhin drei von ihnen schreiend die Flucht ergriffen. Der letzte stellte sich zum Kampf. Während Mahajin vorstürmte um ihn zum Zweikampf zu stellen, wirbelte Salix blitzschnell an ihm vorbei und lies einen Dolch aufblitzen. Ein tödlicher Stich an der Rüstung vorbei in die Achsel des erhobenen linken Armes. Röchelnd brach der Gardist zusammen.
Ohne unseren Führer hätten wir nie im Leben so schnell durch die engen Gassen Tuzaks gefunden, ohne in eine Sackgasse zu geraten. Endlich hatten wir unsere Verfolger abgehängt und fanden einen weiteren Unterschlupf am Stadtrand.


2. Efferd 26 Hal
Scheïjian forderte uns auf, weitere Ausflüge in die Stadt zu unterlassen, da es zu gefährlich sei. Als wir protestierten erklärte er uns, dass gestern zwei Familien aus der Straße in der wir uns zuletzt versteckt hatten,  wegen "Kollaboration mit gesuchten Verbrechern" hingerichtet worden waren. Männer, Frauen und Kinder. Eine der Familien  hatte seiner Meinung nach nicht einmal etwas mit uns zu tun gehabt.

Die Nachricht ging uns allen sehr nahe. Unsere bloße Anwesenheit hatte nun schon etlichen Bürgern das Leben gekostet. Ich hoffe ich kann Brin überzeugen, die Besetzung der Insel aufzugeben. Das macht hier einfach alles keinen Sinn.