Akademie Mirham




Die Schule der Variablen Form

»Die Schule der Zauberei in Mirham ist schon in architektonischer Hinsicht ein Meisterwerk: Vier mächtige Türme, durch Brücken verbunden, erheben sich dekadent aus dem Dschungel. Die Schwarzmagier hier gebärden sich weniger sinister als in Brabak oder Fasar, sogar einen Boron-Schrein haben sie. Dennoch ist man in mancherlei Hinsicht verschwiegen, wenn man mir auch vordergründig mit Offenheit und Zuvorkommen begegnet. Der Bibliotheksturm besteht zur Gänze aus Koschbasalt. Was mag alles in seinen unergründlichen Tiefen lagern? Der kürzlich zur Spektabilität ernannte Savertin ist ein kluger, aber auch mysteriöser Mensch, der zu meiner Freude ebenfalls in der bosparanischen Rhetorik mehr als bewandert ist. Die Ausbildung weiß zu beeindrucken: Ein Adept namens Arachnor
führte gar eine imposante Windbeschwörung vor, von der ich noch nie zuvor
gehört hatte. Verstöße gegen den Codex Albyricus sind von der Schule der
Variablen Form kaum überliefert, aber vielleicht weiß man sie nur besser zu vertuschen als in Lowangen, Fasar und Brabak.«
–Reisetagebuch  des Magister Melwyn Stoerrebrandt, 999 BF, um 1019 BF dritter Hofmagus zu Gareth


Beschreibung

Geschichte und Status
Die Akademie der Vier Türme ist ein Geschenk eines Mirhamer Königs an seinen Leibmagier Al'Gorton, weil dieser ihm 763 BF das Leben gerettet hatte. Die Schule, die seit jeher dem Königshof verbunden ist, hat sich die Magica Transformatorica (Objekt- und Umweltzauberei) als Spezialgebiet erwählt. Derzeit ist sie durch das Amt Savertins als Gildensprecher Zentrum der sinistren Bruderschaft der Wissenden. In den Bereichen der Alchimie, Lotoskunde, Thaumaturgie, Erforschung der Echsenzauberei, Golemerschaffung und borbaradianischen Transformationsmagie zählt sie zu den führenden Schulen Aventuriens. Verbindungen zum Königshaus der Shoy'Rina und der Verkauf von Exotika wie das Rauschmittel Boronwein haben die Akademie reich gemacht. Um sich auch nach außen hin als rechtschaffene Akademie zu präsentieren, werden hier im Gegensatz zu anderen schwarzmagischen Schulen keine Dämonenpaktierer als Gäste oder Mitwirkende geduldet.
Momentan wohnen sieben Lehrmeister, fünf Magi und Adepten, 28 Scholaren und 16 Haussklaven in der Akademie. Hinzu kommen noch sieben weitere Mitglieder der Schatten, deren Domizil im Untergeschoss liegt.

Umgebung und Anlage
Die Türme der Akademie erheben sich am Südrand Mirhams aus dem Dschungel und sind über einen gepflasterten Weg zu erreichen. Weiter westlich werden auf einer Plantage Zithabar und Vragieswurzel angebaut. Dahinter erstreckt sich bereits der ewige Dschungel.
Eine achteckige Mauer umgibt das Gelände der Akademie. Zwei von gedungenen Marus bewachte Tore ermöglichen die Passage – es sei denn, die mit Krummschwert und Platte gerüsteten Wütechsen haben etwas am Besucher auszusetzen. An die Mauer drängen sich vier Rohrhütten, die als Stall, Remise, Wurzelpresse zur Boronweinherstellung und Unterkünfte für die Feldsklaven genutzt werden.
Im Zentrum ragen die vier gemauerten Turmgebäude in den Himmel, in acht Schritt Höhe untereinander verbunden durch geschwungene Steinbrücken. Zwischen den Bauwerken erstreckt sich ein flacher Lotosteich, in dem einige misslungene Morfu-Huhn-Chimären und Katze-Kröte-Hybride ihr Dasein fristen.

Konzilienturm
45 Schritt misst der mächtige, siebenstöckige Turm von der Portalschwelle bis zur Spitze des Giebeldachs. An der grauen Außenmauer mit Kragsteinen wächst Blutblatt empor. Zwei Lehmgolems bewachen das Eingangsportal. In diesem Hauptturm der Akademie ist es vor allem tagsüber sehr belebt. Im Erdgeschoss treten Besucher in eine Säulenhalle mit Galerie, grünem Marmor und Boron-Altar sowie einen luxuriösen Empfangsraum. Boten suchen meist die Schreibkammer auf, während vor allem Schüler immer wieder das Zimmer der Heilung aufsuchen müssen, wo Pernevel Ilsur Rat und die richtigen Kräuter gibt. Ein verstaubtes Arsenal verbirgt hinter viel abgelegtem Plunder den Weg ins Untergeschoss (siehe unten). In höheren Stockwerken liegen drei Unterrichtsräume für verschiedene Disziplinen der Ausbildung zum Magier sowie ein Raum der Versenkung, der zu Meditation und Leibesertüchtigung genutzt wird. Eine stets Versiegelte Kammer ist das Produkt einer alchimistischen Katastrophe, in der vor einigen Jahrzehnten die Wände des Raums unnatürlich belebt wurden. In der Mohaccahöhle frönen Magier und Gäste dem Laster in Form von Alkoholika und Rauchwaren. Die bedeutendsten Arbeiten werden im Kleinen und Großen Laboratorium sowie dem Lotoslabor mit all ihren Kesseln, Schalen und Öfen durchgeführt: Brauen von Elixieren, Katalogisierung alter Artefakte, Erforschung von Dschungelpflanzen, Destillation von Boronwein und Erschaffung von Zauberwerken. Eine verzauberte Lade hält ihren Inhalt stets auf eisigen Temperaturen, während in einer kunstvollen Glaskonstruktion ständig farbige Flammen brennen und den Betrachter entzücken: die Feuerfälle. Das künstlerische Auge wird auch im Skulptorium an Alabaster, Mohagoni und Jade verwöhnt, während sich der Vivisektionsraum und der Invokationsraum (mit verschiedenen Beschwörungssternen) handfesten arkanen Wissenschaften widmen. Das Symposium mit einem transportablen Schwarzen Auge dient als Konferenzort für den halbjährlichen Gildenrat der Bruderschaft der Wissenden. Im Kabinett stellt Savertin allerlei Kuriositäten zur Schau: die präparierte Schwinge eines Perldrachen, Echsenskelette, Dschungelgötzen, einen Monolithen von Bastrabuns Bann und dergleichen mehr. Im Turmkapitell liegen die Gelasse des Akademieleiters samt Arbeitsraum, Balkonen und einigen Gästezimmern.

Mentorenturm
Der Nordturm, der von einem kleinen Kräutergarten umgeben ist, erhebt sich bei einem runden Grundriss 30 Schritt in die Höhe. Eine Außentreppe mit kunstvollem Geländer und Zugängen in jedes der sechs Stockwerke windet sich bis zur Turmkrone mitsamt Aussichtsplattform hinauf. Dieses Gemäuer dient mit etlichen Zimmern und Studierstuben, in denen oft benbukkulisches Durcheinander herrscht, als luxuriöse Unterkunft für die Magister und Forscher der Schule. Erwähnenswert sind die große Küche, der Vorratsraum und die Schlafstellen der Haussklaven. Auf Höhe der verbindenden Turmbrücken liegen der getäfelte Salon der Lehrmeister mit Miolag Kordens Bild Fuldigor und die Tausendjährige Eiche sowie das Caldarium, ein großes Heißwasserbecken für Schwitz- und Badevergnügen. Hier wird auch gerne mal mit einem CALDOFRIGO die gewünschte Temperatur erzielt.

Scholarenturm
Der ebenfalls runde Südturm ist häufig von Siralsschwalben umflattert, die Nester in den Mauerfugen bauen. Im Erdgeschoss sind hier die Waschküche und Schneiderei untergebracht, wo den vielen pflegebedürftigen Magiergewändern Rechnung getragen wird. Neben den Schlafsälen der Eleven, Novizen und Studiosi sind hier auch einige Adepten einquartiert. An Regeln für Scholaren und Konstruktion des Turms zeigt sich auch die Philosophie der Schule: Auch die Jungzauberer leben nicht in Beilunker Ungemütlichkeit, sondern dürfen sich gerne der Völlerei, Rausch und Trunkenheit hingeben. Wer jedoch so betrunken ist, dass er die geländerlose Außentreppe (!) des Turms hinabstürzt, hat sich selbst gerichtet: Letzteres geschieht alle paar Jahre wieder und erinnert die Überlebenden an ihre Eigenverantwortlichkeit. Im großen Speisesaal wird morgens, mittags und abends aufgetragen. Die Sternwarte im obersten Geschoss dient der Lehre der Astrologie.

Basaltturm
Während alle anderen Türme schiefergrau sind, glänzt der quadratische Ostturm der Akademie nachtschwarz: Er ist aus antimagischem Koschbasalt errichtet und findet als Hort für die Schätze der Akademie Verwendung. Es handelt sich um den wahrscheinlich größten Koschbasaltbau südlich des Yaquir. Für den Materialtransport mussten vier Potten zwei Jahre lang zwischen Havena und Al'Anfa pendeln. Zauber, die im Turm gewirkt oder in ihn hineingewirkt werden, sind um 12 Punkte erschwert.
In den oberen Stockwerken liegen die Schreibstube und die umfangreiche Bibliothek mit ächzenden Regalen voller Periodika, Octav-, Quart- und Folio-Bände: Enzyklopädien, Standardwerke vieler Wissenschaften sowie bedeutende Schriften zu Veränderungsmagie, Schwarzkunst, Kristallomantie, Thaumaturgie, Alchimie und Dämonologie. Daneben gibt es viele Forschungsberichte, Dokumente und Scholarenbücher, oft auch in Form von Papyrusrollen. Beleuchtet wird sie durch ein Dutzend immerwährender gelber Lichter (FLIM FLAM, Immerlicht). Das darunter liegende Stockwerk ist mit Fallen gesichert, denn hier haben nur Magister der Schule Zutritt: Im Basaltverlies kauern Gefangene der Schatten, während unweit – in der Schatzkammer und dem Occultarium – große Reichtümer von Gold, Silber und Edelsteinen, wertvolle Paraphernalia und gefährliche Artefakte und Bücher lagern. Das tiefste, magisch versiegelte Geschoss ist nur vom Akademieleiter zu betreten. Nur er weiß, welche alten Geheimnisse sich hinter der Tür mit dem dreiköpfigen Schlangensymbol verbergen. Manche sagen, hier befinde sich der Hort des einstigen Akademiegründers Al'Gorton samt einem schrecklichen Vermächtnis.


Tiefe Gewölbe
In durch Dschinnenwerk und HARTES SCHMELZE angelegten Bodenausschachtungen liegen weitläufige Keller der Akademie. Dank der magisch errichteten und wie glasiert wirkenden Wände dringt das Grundwasser des Regenwalds nicht ein. Hier hat der Bund der Schatten sein geheimes Domizil gefunden.
Vom allgemein zugänglichen Weinkeller führt eine Geheimtür in eine winterkalte Kammer, die von einem Eisgolem bewacht wird. Dahinter erstrecken sich fünf einfach, aber zweckmäßig eingerichtete Wohn- und Ruheräume. Die Helden erhalten Quartier in zwei düsteren, aber einigermaßen behaglichen Zimmern, in denen bereits Tirato und Sherianus von Darbonia nächtigen. Einige lange Korridore und Gänge sind derzeit leer und unbenutzt. In einem großen Magazin lagern allerlei Ausrüstungsstücke für die Aufträge der Schatten. Eine große Krypta mit Thron und Gräbern der bisherigen Akademieleiter unter den Stein platten dient als Versammlungsort. Nach Osten führten früher einige Gänge unter den Basaltturm, die jedoch von einer früheren Spektabilität kontrolliert zum Einsturz gebracht wurden.
In einer Kuppelhalle mit Mondsilberplatten und Brokatvorhängen befindet sich der Zugang zum Limbus. Hier stehen ein Buchständer mit dem Werk Die Astralebene und vor allem die Limbusartefakte der Schatten, die Durthanischen Sphären. Der alte Zugang selbst ist ein sechs Schritt tiefer Brunnen, der als Matrixgeber-Artefakt einen PLANASTRALE wirken kann: Ein Zauberkundiger muss sich in die Öffnung fallen lassen und dabei eine selbst bestimmte Menge an AsP verströmen. Gelingt mit 2W20 eine Probe auf die AsP-Anzahl, fällt der Zauberer in den Äther. Andernfalls landet er unsanft in einem aufgespannten Netz über dem Boden des Brunnenschachts.


Akademieleben

Klima und Witterung: Bis Ende Firun, wenn die Altoum-Winde und die Regenzeit einsetzen, ändert sich das Wetter kaum und folgt fast jedem Tag demselben Ablauf: Nach einem sonnigen Vormittag sammeln sich zur heißen Tageszeit Gewitterwolken, die nachmittags kurz und heftig abregnen. Wenn sich Praios' Scheibe dann auf die Gipfel des Regengebirges zu bewegt, ist der Himmel wieder blau, allerorten tropft und dampft es. Die Nächte sind schwül, der Dschungel Lärm erfüllt und die Moskitos unersättlich.
Tagesablauf: Die Akademie erwacht bei Sonnenaufgang zum Leben. Nach dem eher kärglichen Frühstück sind die Scholaren und meisten Magister in den Unterrichtsräumen zu finden. Vor der heißen Mittagszeit wird eine warme Mahlzeit eingenommen, dann gönnt man sich eine dreistündige Ruhepause. Nachmittags sind die meisten Schüler in den Laboratorien oder in der Bibliothek beschäftigt, bevor das üppige Abendmahl nach Sonnenuntergang den Tag beschließt. Bis spät in die Nacht werden noch Arbeiten fortgeführt, Sterne beobachtet oder dem Laster gefrönt. Die Schatten üben, zaubern und planen oft auch mitten in der Nacht. Zu jeder Zeit sind zwei oder drei von ihnen als Wächter in der Akademie unterwegs.
Studium und Übung: Die Gezeichneten haben zwischen einzelnen Aufträgen Gelegenheit, mit Büchern oder Lehrmeistern zu lernen. Insbesondere im Bereich der Alchimie, Magiekunde, Pflanzenkunde, Anatomie, Gesteinskunde und natürlich der Spruchmagie der Mirhamer Akademie können Wissen und Können erworben werden. Die genannten Talente und die Hauszauber der Schule können um eine Spalte leichter auf der SKT gesteigert werden. Magier könnten das seltene Buch Die Astralebene (Seite 193) interessieren. Auf der anderen Seite wollen auch viele Schatten etwas von den Gezeichneten lernen, wenn diese ihnen in ihren Fachbereichen voraus sind: über Magie, Geheimwissen, Kampfmanöver, die Borbaradianer.
Mirham, Stadt der Könige: Nach den ersten Tagen dürfen die Gezeichneten auch Mirham (1.300 Ew., Boron-Tempel) aufsuchen. Es wird ihnen allerdings geraten, sich unauffällig zu verhalten: Der Feind soll nicht wissen, dass sich die Gezeichneten hier aufhalten. Bewaffnete erregen die Aufmerksamkeit der Palast- und Stadtgardisten. Die prächtige Palaststadt des Königs Damian von Shoy'Rina, thront weiß im Dschungel.


Golems der Akademie
Am Portal des Konzilienturms stehen zwei mannshohe, schwer-gewichtige Lehmgolems, die Iltapeth und Istapher genannt werden. Sie gehorchen den Magistern der Schule aufs Wort und packen gelegentlich unerwünschte Gäste am Schlafittchen und werfen sie kompromisslos vom Gelände. Dabei sind sie unerwartet intelligent und schnell, was manchem Fliehenden schon das Herz in die Hose rutschen ließ.   
Zwei laufende Holztruhen dienen im Konzilienturm und Mentorenturm. Sie bewegen sich nach Art eines kleinen Tuzakerhundes auf vier kurzen Beinen fort. Im Innern transportieren sie alchimistisches und magisches Werkzeug oder Wein und Gebäck. Gegner attackieren sie mit auf- und zuklappendem Truhendeckel.
Im Zentrum der Bibliothek steht ein baumartiger Ebenholzgolem von vier Schritt Höhe und einem halben Dutzend langer Äste. Der über 150 Jahre alte Schwarzborke dient als Bücherknecht, der mit seinen Armen ständig schwere Folianten und Bücherstapel durch die Bibliothek reicht.
Der Zugang zu den tiefen Gewölben wird von einem Golem aus Eis (!) gehütet, der seine Umgebung in frostige Kälte taucht. Er ist das Geschenk eines gewissen Tubalkain aus Selem an den Akademiegründer Al'Gorton.